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heute in hamburg„Erderwärmung bedeutet Aussterben“

Talk „Klimakrise: Aufstand oder Aussterben?“: 19.30 Uhr, Lobuschstraße 29, Eintritt frei

Interview Katharina Gebauer

taz: Herr Sachteleben, Aufstand oder Aussterben, ist das nicht ein bisschen krass formuliert?

Jens Sachteleben: Die Europäische Union hat vor zwei Monaten davor gewarnt, dass die Menschheit aussterben könnte. Das ist leider gar nicht so weit hergeholt. Seit dem Weltklimaratsbericht ist klar, dass wir auf katastrophale Zustände zusteuern. Das wird viele Dürre-Perioden, eine Verschiebung von Klimazonen und Massenflucht hervorbringen. Eine Erderwärmung von drei bis fünf Grad Celsius destabilisiert damit nicht nur die Politik, sondern bedeutet auch das Aussterben aller Mehrzeller inklusive der Menschheit. Diese dramatische Situation erfordert einen dramatischen Namen. Die Alternative zum Aussterben ist nur der Aufstand!

Ist es für den Aufstand schon zu spät?

Wenn wir heute alle Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null bringen würden, würden wir immer noch die katastrophalen Auswirkungen spüren. Und das ist extrem unrealistisch, wenn wir uns die derzeitige politische Situation angucken. Wir können lediglich versuchen, die Katastrophe abzumildern.

Wacht die Politik langsam auf?

Das Wort „langsam“ beunruhigt mich. Vor dreißig Jahren, als der Weltklimarat gegründet worden ist, hätten noch viel leichter die richtigen Schritte gegen den Klimawandel getan werden können. Mittlerweile ist eine sofortige Handlung notwendig.

Wie können wir das schaffen?

privat

Jens Sachteleben, 54, ist Teil der weltweiten Bewegung „Extinction Rebellion“. Zudem ist er Tagesvater und Therapeut.

Das wird in den drei Forderungen der weltweiten Bewegung „Extinction Rebellion“ formuliert. Unsere erste Forderung: Die Wahrheit muss auf den Tisch, die Regierung muss die derzeitige Intensität der Klimakrise offenlegen. Als zweites wollen wir, dass Deutschlands Treibhausgas-Emissionen bis 2025 auf Netto-Null gebracht werden. Zudem muss das Artensterben sofort gestoppt werden. Und als Drittes fordern wir Mitbestimmung, ausgewählte Bürger sollen wichtige Maßnahmen beschließen können. Wir brauchen eine breite Beteiligung der Bevölkerung aus allen Schichten, damit auf die Politik Druck ausgeübt wird und diese unsere Forderungen umsetzen.

Wieso braucht es die Bewegung dafür?

Wir müssen Gesetze brechen, sonst sterben wir und anderes Leben auf der Erde aus! Deshalb rufen wir zu zivilem Ungehorsam auf. Wir sind dennoch gewaltfrei, denn wir wollen eine friedliche Gesellschaft.

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