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Geistiger Botschafter Bin Ladens

Er gilt als „rechte Hand Ussama Bin Ladens in Europa“. Abu Katada soll deshalb aus Großbritannien ausgewiesen werden. Der 44-jährige muslimische Prediger wurde im Oktober 2002 verhaftet und ins Belmarsh-Hochsicherheitsgefängnis eingeliefert, ohne je angeklagt worden zu sein. Nachdem er im März dieses Jahres freikam, wurde er in seinem Haus in London unter Arrest gestellt. Vorgestern wurde er erneut verhaftet. Die britische Regierung will ihn in sein Geburtsland Jordanien abschieben.

Jordanien hat in dieser Woche eine Vereinbarung mit Großbritannien unterzeichnet, in der es sich verpflichtet, Deportierte weder zu foltern noch zum Tode zu verurteilen. Menschenrechtsorganisationen bezweifeln, dass sich das dortige Regime daran halten wird. Amnesty international sagte, die Vereinbarung sei das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sei. Katada floh 1993 aus Jordanien, wo er wegen Aufstachelung zum Terror und wegen verschiedener Anschläge angeklagt werden sollte. Ein jordanisches Gericht verurteilte ihn später in Abwesenheit zu lebenslanger Haft.

Katadas richtiger Name ist Omar Mahmud Mohammed Othman. Der fast zwei Meter große und 130 Kilo schwere Mann kam vor zwölf Jahren mit einem gefälschten Pass der Vereinigten Arabischen Emirate nach Großbritannien. 1994 gewährte die Einwanderungsbehörde ihm und seiner Familie politisches Asyl. Ein Jahr später verhängte er eine Fatwa gegen „Ungläubige“, um gegen die Unterdrückung von Muslimen in Algerien zu protestieren. Im Februar 2001 kam er vorübergehend in Haft, weil man ihn verdächtigte, mit einer Frankfurter Terrorzelle einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg geplant zu haben.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA floh Katada aus seinem Haus in Acton im Westen Londons, um den neuen britischen Antiterrormaßnahmen zu entgehen. Zehn Monate lang blieb er unentdeckt. Erst im Oktober 2002 wurde er bei einer Razzia in Südlondon verhaftet.

Katada bestreitet, Bin Laden jemals getroffen zu haben, fügte gegenüber dem US-Sender CNN aber hinzu, dass er auf eine solche Begegnung stolz gewesen wäre. Die britischen Geheimdienste glauben, dass Katada Verbindungen zu Terroristen in Spanien, Frankreich, Italien und Belgien hat.

Richter Collins, der Vorsitzende des Immigrationstribunals, sagte 2004 bei der Anhörung von Katadas Einspruch gegen seine Inhaftierung: „Wir haben keinen Zweifel, dass seine Ansichten extrem und eine Perversion des Islam sind. Er befürwortet Gewalt gegen Nichtmuslime sowie gegen Muslime, die die USA unterstützen.“

RALF SOTSCHECK

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