das portrait: St.-Pauli-Idol Fabian Boll trainiert nun die Kieler Störche
An einem realistischen Blick auf den Profifußball hat es Fabian Boll nie gemangelt. Das war schon vor einigen Jahren zu erkennen, als sich der gebürtige Bad Bramstedter beim FC St. Pauli vom Mitläufer zur Führungsfigur der Mannschaft, zum Kapitän, entwickelte. In diesen 14 Jahren fuhr der ehemalige Mittelfeldspieler in beruflicher Hinsicht stets zweigleisig. Morgens die Trainingseinheit mit den Braun-Weißen, nachmittags die Arbeit als Beamter bei der Hamburger Kriminalpolizei. Man wisse ja nie, wie es komme, gerade im Profifußball, merkte er damals oft an. Und da sei es gut, eine berufliche Basis zu haben.
Der Fußball ließ Boll nie komplett los, ebenso wenig wollte er jedoch die Polizeimütze an den Nagel hängen. Als Co-Trainer der Regionalliga-Mannschaft des FC. St. Pauli musste er 2016 auch deswegen den Hut nehmen, weil er weiter zwischen Polizei und Fußball pendeln wollte. Anfang 2018 schloss er sich als Co-Trainer dem Hamburger Oberligisten SC Condor an. Ein Jahr später wechselte er zum Liga-Rivalen SC Victoria, wo er zusammen mit dem früheren St.-Pauli-Mannschaftskollegen Marius Ebbers das Team betreute.
Und nun überspringt er mal eben zwei Spielklassen und ist in der Zweiten Liga angekommen. Sein früherer Trainer beim FC St. Pauli, André Schubert, hat Boll gefragt, ob dieser sich den Job als sein Co-Trainer bei Holstein Kiel vorstellen könne. Er kann. Das Okay vonseiten der Familie bekam er genauso wie jenes von der Hamburger Polizei. Dort ruht nun sein Vertrag für zwei Jahre. So widmet sich der 40 Jahre alte Kriminalhauptkommissar nun erst mal ganz dem Sport.
Der gute Draht zu dem als schwierig geltenden Schubert und die Freundschaft zu Torwarttrainer Patrik Borger, der einst auch für St. Pauli spielte, trugen maßgeblich zur Entscheidung für Holstein bei. „Ich freue mich sehr über diese Chance und habe wahnsinnig Lust auf die Herausforderung bei einem so ambitionierten und gut aufgestellten Zweitligisten wie Holstein Kiel“, sagte Boll. Christian Görtzen
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