Stonewall-Jubiläum in Brandenburg: „Liebe, Respekt und Sichtbarkeit“
Zwei Monate vor den Brandenburg-Wahlen findet der erste CSD in Falkensee statt, auch als Parade gegen Rechts. Ilona Bubeck hat ihn mitorganisiert.
taz: Frau Bubeck, was wird den CSD in Falkensee vom Berliner Event in einem Monat unterscheiden?
Ilona Bubeck: Wir sind ja eine kleine Gruppe hier und hoffen für den CSD auf Unterstützung aus Berlin. Schwule und Lesben in Falkensee sind durchaus auf das queere Großstadtleben in Berlin fokussiert. Aber gerade hier vor Ort ist es wichtig zu zeigen, dass es uns gibt. Falkensee selbst ist eine weltoffene Stadt, aber ich zum Beispiel lebe in einem nahegelegenen Dorf, auch da sollen insbesondere die jungen queeren Menschen wissen, dass sie nicht alleine sind. „Sichtbarkeit, Respekt und Liebe“ ist unser Motto am Freitag.
Warum jetzt ein CSD in Falkensee?
Ein wichtiger Anlass für den ersten CSD hier sind natürlich die Wahlen in Brandenburg im September. Wir wollen dem stärker werdenden Rechtspopulismus entgegentreten. Man stelle sich vor, die AfD würde stärkste Partei in Brandenburg, mit ihrer restriktiven „Vater, Mutter, Kind“-Familienpolitik. Dagegen müssen wir etwas tun.
Welche Rolle kann die queere Community dabei spielen?
Ilona Bubeck hat den schwul-lesbischen Querverlag mitbegründet. Sie arbeitet im Regenbogencafé Falkensee mit, das den dortigen CSD organisiert.
Der CSD Falkensee beginnt am Freitag, 28.6., um 17 Uhr am Rathausplatz.
In Berlin findet ebenfalls am Freitag der Libertäre CSD statt, die sozialistische Alternative zum „kommerziellen“ CSD. 18 Uhr, Apostelkirche Schöneberg.
Unsere Rolle ist keine isolierte. Wir sind Teil einer engagierten Zivilbevölkerung in Falkensee und da gibt es spannende Überschneidungen. Zum Beispiel veranstaltet ja das Jugendforum den CSD mit. Das sind vor allem Schüler*innen, die auch bei Fridays for Future mitmachen. Und das Regenbogencafé, das wir vor drei Jahren gegründet haben und das auch Veranstalterin ist, findet in dem offenen Begegnungsort B84 der Falkenseer Wilkommensinitiative für Geflüchtete statt. Dort haben wir den nötigen Freiraum gefunden, um uns einmal im Monat zu Konzerten, Lesungen, Filmvorführungen und Diskussionen zu treffen.
Stimmt es, dass jemand die Internetseite des CSD Falkensee gehackt hat?
Ja, vor zwei Tagen wurde unsere Facebook-Seite gehackt und das Datum des CSD verändert. Wir wissen nicht, ob das ein Angriff von rechts ist, haben aber Anzeige erstattet.
Haben Sie im Vorfeld auch andere Anfeindungen erlebt?
Als die Regionalzeitung nach unserer Ankündigung relativ viel über die CSD-Initiative berichtet hat, gab es schon einiges an dummen Kommentaren im Netz. Aber wir wollen nicht schon im Vorhinein Anfeindungen herbeireden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!