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Deutsche Nationalspielerin über Familie„Ich fühle mich absolut deutsch“

Sara Doorsoun ist eine von drei deutschen Spielerinnen mit Migrationshintergrund. Sie will jungen Frauen zeigen, was sich durch Sport erreichen lässt.

Die 27-jährige Sara Doorsoun hat türkische und iranische Wurzeln Foto: dpa
Interview von Frank Hellmann

taz: Frau Doorsoun, wie die meisten Nationalspielerinnen sind Sie auf Instagram aktiv. Nach dem Sieg gegen Spanien haben Sie ein Bild inmitten Ihrer Familie gepostet und geschrieben: „No words needed“. Wer hat Sie vor Ort unterstützt?

Sara Doorsoun: Mein Vater, meine Schwester, mein Bruder und mein Onkel.

Gehört es heutzutage dazu, solche Einblicke über die sozialen Netzwerke zu gewähren?

Ich persönlich finde das wichtig. Unsere Torhüterin Almuth Schult macht beispielsweise nichts bei Instagram; also geht es auch ohne. Ich möchte den Leuten etwas von dem zeigen, was wir machen und erleben, ohne natürlich allzu privat zu sein.

DFB
Im Interview: Sara ­Doorsoun

Die 27-jährige Innenverteidigerin steht beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Ihr Spitzname „Speedy Gonzalez“ deutet auf ihr größtes Plus hin: ihre enorme Schnelligkeit. Anzahl der absolvierten A-Länderspiele zum Zeitpunkt des Interviews: 27.

Sie sind eine der wenigen deutschen Nationalspielerinnen mit Migrationshintergrund. Mit der Deutschbelgierin Kathrin Hendrich, der in Budapest geborenen Dzsenifer Marozsán und Ihnen sind es nur drei.

Um ehrlich zu sein, beschäftige ich mich nicht so sehr damit. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mich absolut deutsch fühle, und da kann ich mich zu 100 Prozent mit identifizieren. Natürlich: Meine Mama kommt aus der Türkei, mein Papa aus dem Iran, und aufgrund des Turniers bekomme ich gerade sehr viel positive Resonanz aus dem Iran, die ich davor in dieser Form nicht hatte.

In dieser Hinsicht sehe ich bei mir eine Vorbildfunktion, um Mädels zu zeigen, dass man durch den Sport einiges erreichen kann. Es ist aber nicht meine Aufgabe, ein Urteil abzugeben, warum so wenige Spielerinnen mit Migrationshintergrund dabei sind.

Kennen Sie die Widerstände, denen Mädchen aus dem muslimischen Kulturkreis mitunter in der eigenen Familie begegnen, wenn sie beispielsweise Fußball spielen wollen?

Ehrlich gesagt ist mir diese ganze Thematik erst vergangenes Jahr richtig bewusst geworden, als ich ein Mädchen-Fußballcamp besucht habe. Da spielten viele Mädels mit Migrationshintergrund mit, und mir wurde klar, dass es nicht selbstverständlich war, dass ich Fußball spielen durfte. Dann habe ich mit meinem Vater darüber länger geredet: Ich bin ihm wirklich dankbar, dass ich zum Glück so erzogen wurde, dass ich den Sport machen konnte, den ich so gemocht habe. Ich weiß, dass es anders sein kann.

Sehen Sie sich als Vorbild?

Nein, aber wenn ich die Mädels ermuntern kann, dass die mit ihren Eltern darüber reden, schaut mal, da spielt eine im deutschen Nationalteam mit Migrationshintergrund, macht mich das ein bisschen stolz.

Sie haben einen schwierigen Einstieg in die WM gehabt. Gegen China unterliefen Ihnen zwei Querpässe, die Bundestrainerin Voss-Tecklenburg als „No-go“ bezeichnete.

Ich war wirklich sehr aufgeregt vor diesem Spiel. So kannte ich das in dieser Form nicht von mir. Ich habe mich vielleicht selbst zu sehr unter Druck gesetzt, obwohl es den von außen nicht gab.

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