Großbritannien will CO2-frei werden: Klimaneutral ab 2050
Die britische Regierung setzt sich ein ambitioniertes Ziel: In 30 Jahren sollen keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden.
London taz | Die scheidende Premierministerin Theresa May hat den Weg dafür geebnet, dass Großbritannien als erster G7-Staat im Jahr 2050 klimaneutral ist. Dieses Regierungsziel soll laut einer Verordnung Mays dem gegenwärtigen Klimawandelgesetz aus dem Jahr 2008 beigefügt werden. Dieses sieht bislang nur eine 80-prozentige Reduktion der CO2-Emissionen voraus. Das Unterhaus kann den Entwurf entweder annehmen oder ablehnen, aber nicht verändern.
Klimapolitisch ist Großbritannien längst ambitionierter als Deutschland. Der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung liegt hier schon heute im einstelligen Prozentbereich, der Ausstieg soll bis 2030 beendet sein. Gleichzeitig setzt das Land auf Erneuerbare, vielerorts werden Wohngebäude gedämmt. Bereits ab 2030 sollen keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden.
Das britische Ziel, sagt Niklas Höhne vom New Climate Institute, passe nahezu zum Ziel von höchstens 1,5 Grad Erderwärmung, das im Klimavertrag von Paris festgehalten ist.
May, die noch amtiert, bis ein Nachfolger gefunden ist, sagte, „jetzt wäre die rechte Zeit, weiter und schneller voranzuschreiten, um so die Umwelt für unsere Kinder zu bewahren“.
Umweltverbände kritisieren „Netto“-CO2-Reduktion
In ihrem Gesetz ist nur von der Netto-CO2-Reduktion von Treibhausgasen auf null bis 2050 die Rede. Das bedeute, dass Großbritannien zum Beispiel durch das Pflanzen von Bäumen Ausgleichsmaßnahmen vornehmen müsse, wenn das Ziel nicht erreicht werde, erklärte der amtierende Energieminister Chris Skidmore. Dies sei allerdings nur theoretisch notwendig.
Dieser Punkt wurde von Umweltorganisationen wie Greenpeace UK kritisiert. Andere hinterfragten die Absicht, die Umweltziele in fünf Jahren neu überprüfen zu lassen. Laut Skidmore ist dies allerdings nur Teil der normalen Legislaturmechanismen.
Vor einer Woche erklärte Finanzminister Philip Hammond, die Kosten für die Klimaneutralität könnten bei einer Billion Pfund (1,1 Billionen Euro) liegen und zu Senkungen in anderen Regierungsbudgets führen. Laut einem Bericht des Klimawandelausschusses liegen die prognostizierten Aufwendungen für die notwendigen Veränderungen bei etwa 1 bis 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Skidmore führte in der BBC aus, dass die Angaben des Finanzministers außerdem weder die bereits bestehenden CO2-Senkungen von 42 Prozent seit 1990 berücksichtigt hätten noch die Reduktion der Kosten alternativer Technologien.
400.000 Menschen in CO2-armen Wirtschaftssektoren
„Wir können mit den Zielen 2 Millionen Arbeitsplätze und 170 Milliarden Pfund Gewinn durch neue grüne Technologie erreichen“, versicherte er. Auch Wirtschaftsminister Greg Clark erklärte, dass bereits 400.000 Menschen in kohlenstoffarmen Wirtschaftssektoren arbeiten würden,. Dessen Wertschöpfung liege bei derzeit insgesamt 44,5 Milliarden Pfund (50 Milliarden Euro) pro Jahr.
2020 will Großbritannien Gastgeber der UN-Klimakonferenz werden. Laut Skidmore sollen hier Fragen wie die CO2-Emissionen des internationalen Flug- und Seeverkehrs angesprochen werden.
Leser*innenkommentare
Drabiniok Dieter
Nur gut, dass Großbritannien eine eigene Atmosphäre hat, die nicht dem Rest der Welt verbunden ist. Ökonomisch eine tolle Idee; besser noch wäre, wenn GB eine Glaskuppel (was könnte dabei eine Rendite generiert werden!) über der Insel errichtet und Klimaschleusen zur Außenwelt einbaut; für die Importe von Waren, Gütern und Rohstoffen für die Grüne Technologie, die so schöne Gewinne, Beschäftigung und mehr Wohlstand schaffen wird! Der Dreck bleibt draußen!
Nun noch bitte GB mit Hyperloops (die Endmontage klimaneutral mit Holzschrauben und mit Pflanzenöl als Schmiermitteln aus GB Bäumen) an die Außenwelt anschließen, statt mit Flugzeugen oder Containerschiffen. Der Eurotunnel könnte so frei werden, um als Endlager für das in Bäumen gespeicherte CO2 für die nächsten Jahrhunderte endzulagern. Very clever, Albert!
Schließt die Schulen und Universitäten! Ist nur Blödsinn, was dort als Wissen verbreitet wird.
Mitch Miller
Bewundernswert...kaum lösen sich die Banden der EU, kommt was ins Rollen.
Aber wir hier müssen natürlich erst noch eingehende Analysen machen, um die effzientesten Maßnahmen in Arbeitskreisen zu besprechen, um dann Vorschläge zu machen, über die abgestimmt wird, ob sie als Gesetzesvorlage eingereicht werden, wobei diese dann verwässert werden und langfristig eher nichts passiert.
Zumindest hat man so den Eindruck...selbst afrikanische und südamerikanische Staaten sind z.T. schneller in Beschlüssen, während wir hier noch die grauenhaften Auswirkungen auf die hochgeschätzte Kohleindustrie bejammern uswusf...