piwik no script img

Rache mit Hinrichtungscharakter

Mordanschlag auf Hells Angels-Boss: Mutmaßliche Drahtzieher bekommen lange Haftstrafen

Rund acht Monate nach einem Mordanschlag auf ein Führungsmitglied der Hamburger Rockergruppe Hells Angels an einer Straßenkreuzung in unmittelbarer Nähe der Reeperbahn hat das Hamburger Landgericht die beiden mutmaßlichen Drahtzieher zu langen Haftstrafen verurteilt.

Nach Angaben eines Gerichtssprechers schickten die Richter einen 28-Jährigen lebenslang in Haft, dessen 24-jährige Freundin für zwölfeinhalb Jahre. Der Schütze ist unbekannt. Hintergrund waren demnach Konflikte im Rotlichtmilieu.

Der Anschlag war nach Überzeugung der Strafkammer ein Racheakt – ein Mordversuch mit „Hinrichtungscharakter“, wie der Vorsitzende der Strafkammer, Matthias Steinmann, sagt. Gut zwei Jahre zuvor war das Paar Opfer eines ähnlich heimtückischen Überfalls im Stadtteil Schnelsen geworden. Dabei hatten die beiden Deutschen schwere Schussverletzungen erlitten, die Frau sogar lebensgefährliche. Die Tat ist bisher nicht aufgeklärt. Der 28-Jährige, einst Mitglied der Mongols-Rockerbande, macht den Hells Angel für den Angriff verantwortlich.

Die Strafkammer zeigte sich am Montag davon überzeugt, dass der Angeklagte seine Freundin und einen unbekannten Schützen zu dem Mordversuch am 26. August vergangenen Jahres anstiftete. Der 28-Jährige saß zur Tatzeit wegen Drogen- und Waffendelikten in Haft und soll den Mordanschlag aus dem Gefängnis heraus organisiert haben.

Die 24-Jährige fuhr das Auto, aus dem heraus der unbekannte Schütze auf das Opfer schoss. Der 38-Jährige war von mehreren Kugeln getroffen worden, wurde lebensgefährlich an Kopf und Oberkörper verletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt. Eine zufällig vorbeikommende Polizeistreife rettete ihm das Leben.

Zum Schutz der Angeklagten hat das Gericht Einzelhaft angeordnet. Die Annahme weiterer Racheakte liege nicht fern, sagt Steinmann. (dpa/AFP)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen