heute in hamburg: „Die Plätze reichen nicht aus“
Film und Diskussion: „GeoKino Nr. 33: 40 Jahre Autonome Frauenhäuser“, 19 Uhr, Geomatikum H4, Bundesstraße 55, Eintritt frei
Interview Julika Kott
taz: Frau Damm, wieso sind Frauenhäuser autonom und nicht staatlich?
Angelika Damm: Es gibt tatsächlich nicht nur autonome Frauenhäuser. In Hamburg gibt es vier autonome; eins gehört zum diakonischen Werk. Das hängt mit der Geschichte zusammen: Als die ersten Frauenhäuser in den späten 1970er-Jahren durch eine Initiative von feministischen Studierenden gegründet wurden, forderten sie sehr bewusst, in freier Trägerschaft zu sein – und selbstorganisiert.
Was bedeutet dann autonom?
Wir sind alle eingetragene Vereine und funktionieren basisdemokratisch: Wir haben keine Leitung, sondern organisieren uns, entscheiden und führen Verhandlungen gemeinsam.
Sie beziehen also keinerlei staatliche Gelder?
Doch! Man kann sogar sagen, dass das ganze Projekt von der Stadt Hamburg bezahlt wird. Das ist jedoch zwischen den Bundesländern sehr unterschiedlich.
Wie haben sich autonome Frauenhäuser in Hamburg entwickelt?
Vor 40 Jahren besetzten feministische Studierende ein Haus und gründeten das erste Frauenhaus. Sie wollten Frauen einen Schutzraum bieten. Vor allem in den 1970er-Jahren war Gewalt gegen Frauen ein absolutes Tabuthema. Gleich am ersten Tag bekamen sie einen Anruf und das Haus wurde enorm schnell voll. Dies führte unter anderem zur Erkenntnis, dass der Staat Verantwortung übernehmen muss.
Und heute?
In Hamburg gibt es fünf Frauenhäuser, und demnächst wird auch noch ein sechstes eröffnet. Aber die Plätze reichen einfach nicht aus. Und um allen Hamburger Frauen im Notfall helfen zu können, haben wir zusätzlich die Notfallhotline „24/7“ gegründet.
Angelika Damm ist Mitarbeiterin im 2. Hamburger Frauenhaus und Leiterin der zentralen Anlaufstelle „24/7“.
Welche Unterstützung bieten Frauenhäuser?
Die Teams bestehen vor allem aus Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen und Pädagoginnen. Die bieten den Frauen Beratung und Begleitung an, unterstützen sie zum Beispiel bei den Anträgen, die sie stellen müssen. Außerdem machen wir in vielen Bereichen Gewaltprävention und Öffentlichkeitsarbeit.
Gibt es noch Verbesserungspotenzial?
Auf jeden Fall. Es ist ganz wichtig, dass noch mehr Plätze geschaffen werden. Noch dazu ist unser Stellenschlüssel nicht besonders gut und mehr Stellen müssen geschaffen werden.
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