piwik no script img

das portraitMarcus Reinbergs Geld bleibt im Arrest

Muss auf sein Privat- vermögen verzichten: Ex-Werftchef Marcus ReinbergFoto: dpa

Lange steuerte Marcus Reinberg seine Karriere durch ruhiges Fahrwasser. Gestolpert ist der mittlerweile geschasste Jurist und ehemalige Kanzleipartner von Ole von Beust dann über die Sanierung der „Gorch Fock“ in der Elsflehter-Werft an der Weser. Hier saß Reinberg bis Januar 2019 im Vorstand. Seit 2015 liegt das Segelschulschiff der Marine in der Elsflether Werft und wird zu stetig steigenden Kosten saniert. Wegen des Verdachts auf Untreue wurden Reinberg und sein Vorstandskollege entlassen. Kurz darauf meldete die Werft Insolvenz an. Gegen beide Ex-Chefs ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück. Und nun bestätigte das Hamburger Landgericht am Mittwoch einen sogenannten Vermögensarrest über 8,4 Millionen Euro gegen den Ex-Chef der Werft. Das heißt: Die Werft darf auf sein Vermögen zugreifen.

Mit der Ernennung zum Honorarkonsul für die Mongolei wurde Reinberg 2012 zur angesehenen Figur. Der Verteidigungsminister der Mongolei hatte den damals als Honorary Representative der mongolischen Handelskammer tätigen Norddeutschen empfohlen. Reinberg hatte sich mit einem Ableger seiner Wirtschaftskanzlei in Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei, bei deutschen und mongolischen Unternehmer*innen beliebt gemacht.

1968 in Eutin geboren und in Lübeck aufgewachsen, entwickelte Reinberg während seines Jurastudiums in Hamburg und Hongkong eine Vorliebe für asiatische Kulturen. Seine Kenntnisse in internationalem Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht halfen ihm nicht, das aufziehende Unwetter abzuwenden. Ein jüngst aufgetauchter E-Mail-Verkehr zwischen den beiden abgesetzten Chefs deutet darauf hin, dass sie Unterauftragnehmern der Werft jeweils 15 Prozent von ihren Endabrechnungen abgezogen und für sich behalten hatten.

Mit der Pfändung von Reinbergs Konten, Motorbooten, Rentenansprüchen und einer Villa an der Hamburger Elbchaussee will der neue Vorstand der Elsflehter Werft nun offene Rechnungen und Ansprüche etwa von Lieferanten bezahlen. Insgesamt belaufen sich die Außenstände auf rund 20 Millionen Euro.

Reinberg sieht sich indes als Opfer: „Seit zwei Monaten werden wir nur verprügelt. Wir sind der Spielball verschiedener Interessen geworden.“ Till Wimmer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen