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Susanne Knaul über die Eskalation in Gaza und SüdisraelEin Zermürbungskrieg

Selbst wenn in den kommenden Tagen ein Waffenstillstand zwischen Israel und der islamistischen Führung der Hamas im Gazastreifen erreicht würde, bleibt die latente Bedrohung, zu jeder Zeit und fast überall mit Raketen angegriffen zu werden. Die Macht der Hamas, Israel nach Belieben zu terrorisieren, ist zermürbend und dürfte mit Blick auf die Eurovision, die nächste Woche in Tel Aviv stattfinden soll, nicht nur den Politikern schlaflose Nächte bereiten. Sicher ist, dass Israel es so kurz vor dem internationalen Event nicht zu einem ausgewachsenen Krieg kommen lassen kann. Die palästinensischen Extremisten nutzen die Gunst der Stunde.

Die Palästinenser wollen mit den Massen von Raketen vor allem auf ihre Lage aufmerksam machen. Das Prinzip „Wir schießen nicht – ihr schießt nicht“ funktioniert so, wie es sich Israel wünscht, für die Hamas nicht. Erst wenn sich die Versorgung im Gaza­streifen verbessert, gibt es eine Chance für einen Waffenstillstand. Schon deshalb wäre es in Israels dringendem Interesse, die Notlage der zwei Millionen Menschen in dem Küstenstreifen, aus dem Armee und Siedler vor 14 Jahren abgezogen sind, zu verbessern. Doch in der Regierung mangelt es an dem dafür nötigen politischen Willen.

Ein Einmarsch israelischer Truppen, die Zerschlagung der Hamas und die erneute Besetzung des Gazastreifens – diesen Weg will Regierungschef Benjamin Netanjahu auf keinen Fall gehen. Deshalb arrangiert er sich mit der Hamas, lässt die Hilfsgelder aus Katar und Importerleichterungen zu. Doch er löst das Problem nicht. Netanjahu klebt ein Pflaster auf die Wunde, die dringend genäht werden müsste.

Um wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen, um Arbeitsplätze und eine funktionierende Infrastruktur zu schaffen und den Gazastreifen unabhängig werden zu lassen, müsste ein Marshallplan her. Die Initiative, Finanzierung und Koordination des Wiederaufbaus mit strikter Bedingung an die Hamas, für Ruhe in Gaza zu sorgen, kann nur aus dem Ausland kommen.

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