: Pas de deux für Tamm
Künstler wollen mit Abgeordneten über das umstrittene Schifffahrtsmuseum sprechen
„Es stimmt nicht, dass Künstler nur larmoyant sind und Gelder für ihre eigene Arbeit haben wollen. Die jetzige Aktion zeigt deutlich, dass wir uns auch von unserer großzügigen Seite zeigen können“, schmunzelt Cornelia Sollfrank, Medienkünstlerin und Mit-Initiatorin der am Montag startenden „Anti-Tamm-Aktion“.
Ob die Beschenkten die ihnen zugedachte Gabe allerdings haben wollen, sei dahin gestellt: Das viel diskutierte Büchlein „Tamm-Tamm“, das über die kriegsfreundliche Gesinnung Tamms und seine rechtslastigen Verlage informiert, wollen Künstler vom 22. August bis zum 23. September an die Hamburger Abgeordneten verschenken – doch damit nicht genug: „Wir wollen in einen echten Dialog treten“, betont Sollfrank.
Eine Liste aller 121 Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten hat sie erstellt, denen die Künstler nach dem Zufallsprinzip zugeteilt werden. 93 solcher „Paten“ haben sich bereits gemeldet; jeder soll sich mit einem Abgeordneten zum Gespräch über kulturpolitische Themen treffen. Vor allem natürlich über das umstrittene Museum des Ex-Springerchefs, Kriegsschiff- und Waffensammlers Peter Tamm, dem der Senat 30 Millionen Euro spendierte.
Denn auch wenn die Entscheidung über die Umgestaltung des Kaispeichers B zum „Erlebnismuseum“, das „das Schlachtgetümmel vergangener Zeiten“ präsentieren soll – so die offizielle Tamm‘sche Formulierung – gedenkt die Künstlerszene nicht tatenlos zuzusehen. „Es ist wichtig, einen öffentlichen Dialog über Ausrichtung und Notwendigkeit eines solchen Museums zu führen. Auch die Rolle von Kunst in dieser Stadt wäre zu diskutieren“, sagt Sollfrank.
Was aus den Vier-Augen-Gesprächen resultieren wird? „Da sind wir nicht festgelegt. Vielleicht fertigen einige Zeichnungen an, andere bringen Fotos oder erstellen eine Performance.“ Den Abschluss soll um den 23. September herum eine öffentliche Veranstaltung in der Innenstadt bilden. Doch noch sind nicht alle „Paten“ gefunden: 28 weitere Interessenten werden noch gesucht. Petra Schellen
Anmeldung: anti.tamm@gmail.com. Das Projekt ist auch bei der Eröffnung von Park Fiction (Antonistr./Ecke Bernhard-Nocht-Str.) am Sonntag von 15 bis 22 Uhr vertreten
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