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Tod eines Geflüchteten in der JVA KleveGutachten weist Widersprüche auf

Dem WDR liegt das Gutachten zum Brand in einer Zelle vor, bei dem ein Syrer starb. Experten zufolge gibt es darin Widersprüche und zweifelhafte Einschätzungen.

Der offizielle Brandgutachter spricht von Suizid und überschreite damit seine Kompetenzen Foto: dpa

Köln wdr/taz | Das offizielle Brandgutachten zum tödlichen Zellenbrand in der JVA Kleve weist Widersprüche und zweifelhafte Einschätzungen auf. Das berichtet der WDR, dem das Gutachten exklusiv vorliegt. Der 26-jährige Syrer Amad A. war zweieinhalb Monate lang zu Unrecht in der JVA Kleve inhaftiert worden. Im September 2018 starb er nach einem Brand in seiner Zelle. Zu den genauen Umständen sind noch viele Fragen offen. Das WDR-Politmagazin Westpol legte das Gutachten drei unabhängigen Brandexperten vor, die auf viele offene Fragen und Widersprüche stießen.

So heißt es im Gutachten zunächst, das Fenster sei länger geöffnet gewesen – später heißt es dagegen, das Fenster sei erst spät geöffnet worden. Nur einer von mehreren Mängeln, die Brandexperte Korbinian Pasedag feststellt: „Auf der einen Seite beschreibt der Gutachter die Beschaffenheit der meisten Materialien nicht oder nicht ausreichend. Auf der anderen Seite bewertet er gleichwertige Spuren mit unterschiedlichen Prioritäten, bis hin zur Ignoranz von Fakten. Das widerspricht massiv dem Vorgehen bei Brandermittlungen.“

Die unabhängigen Brandexperten kritisieren auch mangelnde Untersuchungen des Gutachters, der von der Staatsanwaltschaft Kleve beauftragt wurde. So hatte dieser bei der Untersuchung der Zelle zwar Instrumente zur Bestimmung von Brandbeschleuniger dabei – verzichtete aber darauf, diese vor Ort auch zu nutzen. Dies sei nicht nötig gewesen, da er aufgrund seiner Berufserfahrung anhand der Indizien Brandbeschleuniger ausschließen könne, begründete der Gutachter.

Scharfe Kritik eines Brandexperten

„Es wäre klug gewesen, zumindest Proben zu nehmen und anschließend auch zu analysieren, weil eben das Ganze zu einem politischen Thema geworden ist und es wäre klug gewesen für den Sachverständigen, auch um sich selbst abzusichern“, sagt hingegen der renommierte Brandexperte Henry Portz im Westpol-Interview.

Unüblich für ein Brandgutachten: Der offizielle Gutachter analysiert auch die psychische Situation des inhaftierten Amad A.; dieser habe vermutlich Suizid begehen wollen und daher den Brand gelegt. Mit dieser Äußerung zum Motiv habe der Gutachter seine Kompetenz überschritten, meint Experte Henry Portz: „Das ist nicht Sache des Brandsachverständigen, das zu beurteilen.“

NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) hatte die Suizid-These frühzeitig als naheliegend dargestellt. An dieser Darstellung kamen jedoch erhebliche Zweifel auf, nachdem ein Brandgutachter im Auftrag des ARD-Fernsehmagazins Monitor die Abläufe bewertet hatte.

Ein Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages soll außerdem klären, wie sich die Schuld am dem Unglück genau verteilt. Recherchen der taz und des NDR-Politikmagazins „Panorama 3“ zeigen, dass ein erheblicher Anteil bei der Hamburger Staatsanwaltschaft liegt. Diese hatte tödliche Fehler bei der Identitätsfeststellung gemacht, aufgrund derer letztlich der unschuldige Syrer Amad A. im Gefängnis saß – und dort ums Leben kam.

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3 Kommentare

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  • Die externen Gutachter wurden ja dafür bezahlt, irgendetwas zu finden.

    Interessant ist vielmehr, was die externen Gutachter alles NICHT beanstandet haben.



    Letztlich ist die Ausbeute ja eher mau.

  • Gutachter streiten sich immer, das Teil des Geschäftsmodell, auch ein unabhängiger Gutachter hat nicht automatisch recht.

  • Danke, TAZ, dass ihr weiter darüber berichtet.