: Ein bisschen paradiesisch
Sozialsenatorin Elke Breitenbach besucht eine neue Notübernachtung für Obdachlose in Pankow
Von Jim Mülder
Im Januar sind bereits drei Obdachlose ohne Fremdeinwirkung nachts auf der Straße gestorben. Ob sie erfroren sind, sollen Obduktionen klären. Um Meldungen dieser Art zu vermeiden, hat die Berliner Kältehilfe, die Zuwendungen von Land und Bezirken erhält, bereits seit Anfang Oktober zahlreiche Notübernachtungsmöglichkeiten eingerichtet. Die neueste, seit 2. Januar in Betrieb, wurde am Donnerstag von Elke Breitenbach, der Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, besucht. Die Einrichtung bietet allabendlich rund 100 Menschen ein warmes Abendessen, ein Bett in einem Viererzimmer und morgens Frühstück. Zudem haben die Obdachlosen die Möglichkeit, zu duschen und Wäsche zu waschen.
Dank finanzieller Unterstützung des Bezirkes Pankow in Höhe von knapp 225.000 Euro ist es der Kältehilfe außerdem möglich, einen Sicherheitsdienst sowie einen Caterer, der täglich zwei Suppen zur Auswahl stellt, zu engagieren. „Aber auch die Berliner Tafeln spenden viel“, sagt Marcel Deck, Bereichsleiter des sozialen Trägers Gebewo. Deswegen könne man den Obdachlosen „ab und zu auch kleine Schmankerl servieren“. In der letzten Woche habe man zum Beispiel Fruchtjoghurt angerührt. „Es wird hier nicht auf Sparflamme gekocht“, betont Deck.
Und dieses Angebot kommt gut an, weiß Marcus Theil zu berichten, der beim Aufbau der Notübernachtung maßgeblich mitgeholfen hat und bis vor ein paar Jahren selbst auf der Straße lebte. „Viele Obdachlose sagen, es sei wie ein kleines Paradies.“ Wohl ein Grund, warum die Einrichtung seit Mitte Januar nahezu jede Nacht voll ausgelastet ist, obwohl sie nicht in der Innenstadt liegt. Ein Plus sei auch die Nähe zum S-Bahn-Ring, erklärt die Pankower Bezirksstadträtin für Jugend, Wirtschaft und Soziales, Rona Tietje. Trotz der relativ hohen Standards handele es sich um ein „niedrigschwelliges Angebot“, wie Breitenbach erklärt. „Es geht darum, Obdachlose vor dem Erfrieren zu retten.“ Auch das lobt Theil: So könne man Menschen erreichen, die bei anderen Maßnahmen durch das Raster fallen würden.
Außerdem kündigte die Senatorin an, Wärmeräume an den Kältebahnhöfen Lichtenberg und Moritzplatz einzurichten, in denen im Gegensatz zu den meisten Unterkünften auch Hunde toleriert werden würden. Damit könnte man auch die Obdachlosen erreichen, die aus Rücksicht auf ihre vierbeinigen Begleiter bisher draußen nächtigen würden.
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