Die Wahrheit: Des Dankes tausend Tränen
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Diesmal darf sich die Leserschaft an einem Poem über halbdebile Gesichter erfreuen.
Unentwegt in diesen Tagen
hört man Menschen „Danke!“ sagen,
Menschen, die in großen Hallen
schier aus allen Wolken fallen,
plötzlich große Augen haben,
ihr Gesicht dann halbdebil
tief im Fingerschoß vergraben –
bloß, weil grad ihr Name fiel.
Frauen mit oft langen Schleppen
sieht man daraufhin die Treppen
einer Bühnenwelt erklimmen,
wo sie kurz im Lichtmeer schwimmen
und noch immer schwer benommen
aus der Hand von der Person,
die sie rief, ein Ding bekommen
und dann geht’s ans Mikrofon.
Unter Fließen neuer Zähren,
während Hände einen Bären
oder Palmenlaub umfassen,
gilt’s: den Dank vom Stapel lassen!
Dazu fallen tausend Namen,
denen dieses Danke gilt,
bis hin zu den Zugehdamen –
und das Tränenmeer, es schwillt.
Danach geht’s schon wieder munter
auf den Platz die Treppe runter.
Meist begleiten Klassikklänge
diesen Heimweg in die Menge,
und nach kurzem Innehalten
ist im Regelfall ein Mann
mit der schon bekannt geballten
feuchten Dankesarie dran.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Lowandorder
Liggers. Gerne - für Ernte die Besternte.
Doch selbst Zugehdamenwiefrauen.
Beginnen - Genauer - Hinzuhauen ~
Öh - Hinzuschauen - Statt Danke. G'ernte.