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das portraitMarcell Jansen bedient das Bedürfnis nach HSV-Folklore

So weit oben wie noch nie in seiner HSV-Geschichte: Marcell Jansen,33 Foto: dpa

Für viele Mitglieder des Hamburger SV kann es keinen besseren Vereinspräsidenten geben. 242 Bundesligaspiele, davon 152 für ihren HSV, die Teilnahme an einer Europa- und zwei Weltmeisterschaften mit der deutschen Nationalmannschaft – das ist eine Bilanz, die nicht viele Spieler vorweisen können. Dass Marcell Jansen seine Karriere mit erst 29 Jahren beendete, weil er „kein anderes Wappen mehr küssen“ wollte, hat seiner Bewerbung um das höchste Amt beim HSV die Krone aufgesetzt. Folklore und Vereinsromantik ziehen im Fußball fast immer. So auch diesmal: Am Sonnabend wählte die Mitgliederversammlung Jansen mit 62 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten.

Profi wurde der Mönchengladbacher bei der heimatlichen Borussia. Nur zweieinhalb Jahre später wechselte er zum FC Bayern, feierte eine Meisterschaft und einen Pokalsieg. Als er sich 2008 dem HSV anschloss, spielte der noch europäisch. Am frühzeitigen Ende seiner Karriere vor drei Jahren verließ er einen HSV, der nur noch gegen den Abstieg spielte.

Daran will Jansen nun auf der Funktionärs­ebene etwas ändern. Im Aufsichtsrat der ausgegliederten HSV Fußball AG sitzt er schon seit einem Jahr. Sein Aufstieg zum Präsidenten der Amateur- und Breitensportler befördert ihn nun an die Spitze der Macht in der HSV-Struktur: als Vertreter des HSV e.V., der noch immer über Dreiviertel der Aktien an der Fußball AG hält und allein beschlussfähig ist. Er kann den Aufsichtsrat besetzen und müsste weiteren Aktienverkäufen zustimmen.

Das wirtschaftliche Dilemma steht für Jansen aber nicht im Fokus. Seine Kernkompetenz sieht er im Sport – und positioniert sich deutlich als wichtigster Ansprechpartners des Sportvorstandes Ralf Becker. Manche sagen, er wolle sogar in Beckers operatives Geschäft hineinwirken – sozusagen als Ober-Sportvorstand.

Die Fußball AG braucht eine strenge Aufsicht allerdings vor allem bei der Lösung der wirtschaftlichen Krise. Dass die bisher nicht gelungen ist, wurde auf der Mitgliederversammlung deutlich: Um die fällige Fan-Anleihe in Höhe von 17,5 Millionen Euro zurückzuzahlen, setzt der HSV – auf eine Fananleihe! Verzinst wird sie mit stolzen sechs Prozent, zurückzahlen will der HSV dieses Mal in Raten, damit er nicht wieder plötzlich von der Fälligkeit überrascht wird. Daniel Jovanov

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