wie machen sie das?: Der Kältetrotzer
Manfred Bauer, 48, arbeitet seit 16 Jahren auf Weihnachtsmärkten. Derzeit verkauft er Bürsten auf dem Gendarmenmarkt in Berlin. Er lebt in Eichstätt in Bayern.
taz am wochenende: Herr Bauer, Sie stehen den ganzen Tag auf dem Weihnachtsmarkt in der Kälte und müssen Ihre Füße warm halten. Wie machen Sie das?
Manfred Bauer: Einlegesohlen aus industriellem Wollfilz – die halten warm und laufen sich nicht durch. Dazu dicke Wollsocken. Dieses Jahr habe ich Socken aus mongolischer Yakwolle für mich entdeckt. Die sind total warm und halten länger als Schurwolle.
Tragen Sie gefütterte Schuhe?
Nein, normale Lederschuhe. Die Socken halten mich warm genug. Die Füße werden nur dann kalt, wenn sie nass werden. Deswegen habe ich an besonders kalten Tage Wechselsohlen und -socken dabei. Dann kann ich nach ein paar Stunden die feucht gewordenen Sachen gegen trockene eintauschen.
Ist Bewegung wichtig?
Ja, auch. Ich bin ein Zappelphilipp und wippe am Stand immer ein bisschen auf den Füßen rum, das hält warm. Wenn es richtig kalt ist, gehe ich auch öfter mal eine Runde über den Markt, damit die Durchblutung wieder angekurbelt wird.
Wie packen Sie sich sonst warm ein?
Ich schwöre auf Naturtextilien. Meine Unterbekleidung ist aus einem Wolle-Seide-Gemisch, darüber trage ich eine Wollfleecejacke.
Keine synthetischen Windbreakerjacken?
Nein, der Wollfleece reicht vollkommen aus. Seit Kurzem habe ich eine Jacke aus Yakwolle, die ist auch winddicht. Die ziehe ich an kälteren Tagen an.
Und dann – Zwiebellook?
Meistens trage ich drei bis vier Schichten. Wenn es ganz kalt ist, trage ich Wollunterwäsche direkt auf der Haut. Wolle regt die Durchblutung an, dadurch wird der Körper warm gehalten. Wenn es nicht ganz so kalt ist, ziehe ich zusätzlich eine Schicht Baumwolle darunter, sonst wird es mir zu warm.
Gibt es das – im Winter zu warm angezogen sein?
Ja! Ich habe einen Wollpullover aus Norwegen, der wiegt bestimmt zweieinhalb Kilogramm. Den kann ich erst dann anziehen, wenn es so minus 15 Grad hat, vorher ist er einfach zu warm. Am Anfang meiner Zeit auf den Weihnachtsmärkten habe ich mir Taucherunterwäsche von der Bundeswehr besorgt, das tragen dort Eistaucher unter ihren Neoprenanzügen. Aber darin habe ich geschwitzt.
Wärmen Sie sich auch von innen, mit Tee oder heißen Suppen?
Nee, selbst bei Kälte trinke ich zum Feierabend lieber ein frisches Bier als einen Glühwein. Morgens esse ich ein Pfannenfrühstück: in Butter geröstete Walnüsse mit Apfelstücken und Honig. Das gibt mir Energie für den ganzen Tag, und die Energie hält mich auch warm.
Interview: Christina Spitzmüller
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