ausgerutscht: Skandinavisches Sammelsurium
Hej då, sagt man in Schweden, in Hamburg: Tschüss. Keine Sorge, Ikea gibt nicht auf, auch H&M bleibt den Hamburger*innen erhalten. Aber Clas Ohlson wird nach drei Jahren alle vier Filialen in der Stadt schließen. Es hatte gut angefangen: in bester Lage, am Jungfernstieg. Und die Lokalpresse spielte so schön mit: In Erwartung üppiger Prospekt-Beilagen adelte sie die Kette aus dem Nest Insjön flugs zum „Lifestylekaufhaus“.
Vielleicht fing da schon das Missverständnis an. Gewiss, wie man das von Skandinaviern erwartet, gibt es bei Clas Ohlson den einen oder anderen Haushaltsartikel, der mal durch die Hände eines Designers gegangen ist. Aber wenn die ersten Meter mit den stylischen Lampen und dem Küchenkram im Landhausstil durchquert sind, offenbart sich ein Sammelsurium aus einer längst vergangenen Zeit: Topflappen, Geschenkpapier, Wintersocken, Rasenmäher, Feuerschalen, Arbeits-Overalls, Wandfarbe, Reisekoffer, Ski-Scooter, Taschenmesser, Druckerpatronen, Mikrofone – denkt man sich die hellen, weißen Wände weg, fühlt es sich an wie in einem „Lanthandel“ in einer abgelegenen schwedischen Ortschaft. Nur Milch, Wurst und Knäckebrot fehlen.
Hamburg sollte für Clas Ohlson zum Brückenkopf für eine europäische Expansion werden. Die Chancen standen nicht schlecht, nachdem das Alleskaufhaus „1.000 Töpfe“ gerade erst eine schmerzliche Lücke hinterlassen hatte. Hätte also klappen können, aber vielleicht eher mit den Mieten in einem Bahrenfelder Gewerbegebiet als an der Binnenalster.
Außerhalb Skandinaviens kehrt Clas Ohlson nun zu seinen Anfängen vor 100 Jahren zurück: zum Versandhandel. Ein Grund weniger, in die Innenstadt zu gehen. Jan Kahlcke
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