piwik no script img

Fruchtbare Diskussionen

Die Enquete-Kommission zum Kinderschutz hat sich auf gemeinsame Empfehlungen geeinigt

Für Kinder in Einrichtungen soll es konkrete Ansprechpartner, vielleicht sogar einen Beauftragten geben

Von Kaija Kutter

Mit einer lebhaften Debatte ging am Freitag die zweijährige Arbeit der Enquete-Kommission „Kinderschutz und Kinderrechte weiter stärken“ zu Ende. Doch trotz der rund 240 Änderungsanträge, die vor der Sitzung eingingen, einigte sich das Gremium aus acht Wissenschaftlern und neun Abgeordneten am Ende auf einen gemeinsamen Empfehlungskatalog. Der soll aber erst am 17. Januar auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden.

„Wir haben uns zwei Jahre lang sehr geübt in der Frage: Was kommt den Familien und Kindern zugute? Und nicht: Was stärkt Strukturen oder Fachin­strumente, die einmal eingeführt wurden“, sagte im Anschluss Sabine Boeddinghaus von der Linksfraktion dem NDR. Viele Empfehlungen seien „ganz langfristige Dinge“, ergänzte Anna Galina, Jugendpolitikerin der Grünen, „wo man jetzt nicht mit einem Antrag oder einer Initiative um die Ecke kommt und dann hat sich das“. Der Bericht soll am 30. Januar in der Bürgerschaft diskutiert werden.

Nach taz-Informationen ist davon auszugehen, dass die Kommission eine landesweite Ombudsstelle für Familien empfiehlt, die mit dem Handeln und den Entscheidungen der Jugendämter hadern. Auch für Kinder, die in Einrichtungen der Jugendhilfe untergebracht sind, sollte es konkrete Ansprechpartner, vielleicht sogar einen Beauftragten geben, der sie in ihren Rechten unterstützt. Ferner soll dafür gesorgt werden, dass Kinder, die aus Familien genommen werden, nicht zu lange in einem Schwebezustand sind. Stattdessen sollen früher deren Perspektiven geklärt und deren Eltern besser einbezogen werden.

Für kniffelige Streitfragen gibt es offenbar eine Reihe von Prüfaufträgen. So soll die Enquete-Kommission wohl nicht die Abschaffung der umstrittenen „Jugendhilfe-Inspektion“ empfehlen, sondern einen anderen Aufgabenzuschnitt und größere Unabhängigkeit von der Fachbehörde. Diese Inspektion untersuchte in der Vergangenheit Todesfälle von Kindern und geriet in die Kritik, weil die öffentlich gewordenen Berichte zu simple Schuldzuweisungen an Jugendamtsmitarbeiter enthielten.

Auch gibt es wohl keine explizite Empfehlung zur Frage, ob Hamburg nicht statt sieben dezentraler Jugendämter ein zentrales Jugendamt haben sollte wie andere Großstädte. Die Landesarbeitsgemeinschaft der im Jugendamt Beschäftigten hatte solch eine Zentralisierung gefordert, doch es gibt eben auch Argumente für die jetzige Struktur.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen