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„Middle East Security Alliance“Trumps Traum-Armee

Im Nahen Osten könnte bald eine Art arabische Nato entstehen. Das Bündnis würde vor allem US-Interessen bedienen – und gegen den Iran rüsten.

Und den, und den, und den: Mohammed bin Salman (l.) und Donald Trump präsentieren im März 2018 ein Plakat, dass die Waffenverkäufe der USA an Saudi-Arabien zeigt Foto: dpa

Die ägyptische Presse griff zu mächtigen Worten. Vom „größten arabischen Manöver“ schrieb etwa die regierungsnahe Zeitung al-Ahram über die Truppenübung, die während der vergangenen zwei Wochen in Ägypten stattfand. Angereist waren Boden-, Luft- und Seestreitkräfte aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Bahrain, Kuwait und Jordanien, wie das ägyptische Militär mitteilte. Das Manöver ist eng mit einem Vorhaben verknüpft: der Gründung einer „Middle East Security Alliance“ (MESA), von einigen Beobachtern als „arabische Nato“ bezeichnet.

Eine Idee, die seit einem Treffen zwischen US-Außenminister Mike Pompeo und seinen arabischen Amtskollegen im September Gestalt annimmt. Denn die Gründung einer arabischen Nato ist keine originär arabische, sondern eine amerikanische Idee. Und so ist es auch kein Zufall, dass alle an dem Manöver beteiligten Nationen enge Partner der USA im Nahen Osten sind. Allzu beflügelt sein dürfte etwa Saudi-Arabien. Der Golfmonarchie unter Kronprinz Mohammed bin Salman, kurz MbS, ist mehr als jedem anderen Land der Region daran gelegen, ein sunnitisches Bollwerk gegen den schiitischen Iran auf der anderen Seite des Golfs aufzuschütten. Noch dringlicher will das nur Donald Trump.

Das Feindbild Iran öffnet viele Portemonnaies. Bei Trumps erstem Auslandsbesuch als US-Präsident im Mai 2017 reiste er nach Riad – und verkaufte den Machthabern Waffen im Wert von 110 Milliarden US-Dollar. Trump sprach von beautiful weapons, davon, wie sehr er die Saudis mag: Sie kaufen den USA mehr Waffen ab als jedes andere Land der Welt, investieren Milliarden in US-Unternehmen. Anti­iranische Lobbygruppen finanzierten zudem Teile von Trumps Wahlkampf – und erhielten im Gegenzug schärfste antiiranische Rhetorik und ein aufgekündigtes Atomabkommen.

Mit dem 1949 von westlichen Staaten gegründeten Nordatlantikpakt kann Trump ohnehin nur wenig anfangen. Partner wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten, wo mit Abd al-Fattah as-Sisi ein proamerikanischer Diktator an der Macht ist, sagen ihm schlichtweg mehr zu. Eine MESA nach Trumps Geschmack könnte vor allem ein Absatzmarkt für amerikanische Kampfflugzeuge, Panzer und Raketen werden.

Hanna Voß

27, hat Politikwissenschaft und Journalistik studiert und dann bei der taz volontiert. Sie hat den Nahen und Mittleren Osten schon mehrfach bereist, war zu Recherchezwecken in Israel/Palästina, Jordanien und erst kürzlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Druck nach Außen

Welche Bedrohung soll diese „arabische Nato“ eigentlich abwehren, und wen soll sie schützen? Trump möchte vor allem jeglichen iranischen Einfluss zurückdrängen. Auch dürfte ihm daran gelegen sein, die Türkei wirksam abzuschrecken. Die unterstützt den kleinen Wüstenstaat Katar. Dieser wiederum wird von Saudi-Arabien, den VAE, Ägypten und Bahrain seit Juni 2017 wirtschaftlich und politisch boykottiert, weil er Terrorgruppen finanziere.

Katar ist, am Pro-Kopf-Einkommen gemessen, das reichste Land der Welt. Es verfügt durchaus über die Möglichkeit, sich vom Einfluss der anderen Golfstaaten zu lösen, und es treibt engen Handel mit dem Iran. In seiner Hauptstadt Doha sitzt mit al-Dschasira der populärste arabische Sender, der aus saudischer Sicht das Sprachrohr des Arabischen Frühlings war. Und Katar unterstützt die Muslimbrüder als Gegengewicht zum saudischen Wahhabismus. Letztlich ist Katar den anderen Golfstaaten schlichtweg zu eigensinnig geworden. Ob es Teil der MESA wäre, ist äußerst fraglich. An dem Manöver beteiligt war Katar jedenfalls nicht.

Die großen mächtigen Staaten, die mit den USA besonders eng verbündet sind, würden die MESA irgendwann dominieren.

Eine arabische Nato würde versuchen, die politischen Ziele einiger – weniger – Mitgliedstaaten durchzusetzen. Länder wie Katar, die sich emanzipieren möchten, würden noch stärker unter Druck gesetzt. Die großen mächtigen Staaten, die mit den USA besonders eng verbündet sind, würden die MESA irgendwann dominieren. Es gäbe gemeinsame Ausbildungsprogramme, einheitliche Standards und ein Kommando für Auslandseinsätze oder den Bündnisfall. Dass die USA, wie einige Experten mutmaßen, mehr Staaten der Region die Möglichkeit verschaffen wollen, die Politik im Nahen Osten mitzugestalten, ist illusorisch.

Der Feind im Innern

Nun ist die Idee einer arabischen Allianz nicht gänzlich neu. 1948 kämpften arabische Truppen gemeinsam gegen Israel, 2007 formierten sich 40 vor allem sunnitische, islamische Länder zu einer Anti-Terror-Allianz. Auch ohne MESA hilft man einander, wenn es ernst wird. Wie etwa 2011, als die Mitglieder des Golfkooperationsrats (GCC), unterstützt von jordanischen Söldnern, den schiitischen Aufstand in Bahrain blutig niederschlugen.

Es wären also wohl vor allem die Feinde aus dem Inland, die eine MESA zu spüren bekämen: nichtstaatliche Akteure, Oppositionelle, Aufstände, die niedergeschlagen würden, um bestehende Machtverhältnisse zu zementieren, zum Beispiel in Ägypten, Bahrain, irgendwann vielleicht sogar einmal in Jordanien. Nichts dürften restriktive arabische Herrscher mehr fürchten. Gut möglich, dass MbS seine dann sogar vertraglich verbrieften Verbündeten um Hilfe bittet, wenn die schiitische Minderheit in den ölreichen Provinzen im Osten des Landes gegen ihre Unterdrückung aufbegehrt.

Nach innen wäre eine MESA also eine tatsächliche Bedrohung, nach außen zumindest ein gefährliches Signal.

Nach innen wäre eine MESA also eine tatsächliche Bedrohung, nach außen zumindest ein gefährliches Signal. Die Konfrontation mit dem Iran erreicht nahezu täglich einen neuen Höhepunkt. Vor allem Saudi-Arabien und die VAE versuchen, den historischen Glücksfall Trump für sich zu nutzen – und die arabische Welt, so weit es geht, zu dominieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der einstige Erzfeind Israel bereitwillig gegen den Iran ausgetauscht. Ob sich Israel allerdings eine MESA in nächster Nachbarschaft wünschen sollte, ist angesichts der chronisch instabilen Lage in der Region und im eigenen Land zweifelhaft.

Aber auch die betreffenden Länder der arabischen Welt sollten sich überlegen, ob es nicht an der Zeit ist, mehr zu sein als ein amerikanischer Waffenstützpunkt. Dafür braucht es Öffnung – auch gegenüber dem Iran.

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23 Kommentare

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  • Was ist denn eigentlich deren Problem mit dem Iran? Die Menschenrechte werden es ja wohl nicht sein.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Die Schlussbemerkung zeugt von einer Klugheit, die den Repräsentanten dieser Länder gut zu Gesicht stünde. In Zeiten des amtlichen Kashoggi-Mordes ganz besonders.

  • 8G
    84935 (Profil gelöscht)

    Die Gesichtsausdrücke sagen alles! Da freuen sich welche, einen Trottel gefunden zu haben...



    Ach, und wieviel Knochensägen wurden verkauft?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @84935 (Profil gelöscht):

      Das Säurebad nicht vergessen!

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Das mit dem Säurebad erinnert mich doch glatt daran, dass der erste Premierminister der heutigen DR Kongo, Patrice Lumumba, auf Geheiß der CIA getötet und seine Leiche im Säurebad aufgelöst wurde. Also die Amis haben durchaus Erfahrung mit sowas.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Artur Möff:

          Richtig. Deswegen auch mein Hinweis.

          Erfahrungen, die sich bewährt haben, sollen nicht in Vergessenheit geraten. Und bei Tötungen im Namen der Freiheit und der westlichen Werte sind unsere amerikanischen Freunde in der Zeit nach 1945 schließlich Weltmeister.

  • „Middle East Security Alliance“



    Well, das ist noch etwas Zukunftsmusik.



    Allianz? Da bin ich skeptisch, wer da mit wem alles über 1 Jahr durchhält.



    die Arabische Liga ist ja auch so eine "Allianz" - über die kann man erfahren, wie die Herrscher dort so die letzten 20 Jahre einig waren...



    Und Trump blabla.



    Die Mehrheit der IranerInnen will allerdings ihr Regime loswerden. Sie werden dazu aber keine Militärhilfe von außen anfordern. bestimmt nicht.



    Also:



    Es gibt viele Akteure, alle sind wichtig!

    • @nzuli sana:

      "Die Mehrheit der IranerInnen will allerdings ihr Regime loswerden."

      Was die Mehrheit der Iraner will, wissen wir nicht, da man sie nicht frei befragen kann. Wir können aber ziemlich sicher sein, dass die Iraner nicht mittels eines Krieges, in dem sie sterben, von Regimen "befreit" werden wollen, die die Bevölkerung ihrer Länder genau so unterdrücken, wie es die Mullahs tun.

    • @nzuli sana:

      Und Sie meinen, die Bürger des Irans freuen sich jetzt, wenn ihre Wirtschaft kaputtgemacht wird und das Land permanent bedroht?

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Es ist weder eine „arabische Nato“, noch eine "sunnitische Nato". De facto ist es eine "wahhabitische Nato" : Skrupellose Raffgierige mit religiösen Eiferern im Ehebett.

    • @80336 (Profil gelöscht):

      Word!

  • Gegen wen wird sich eine MESA wohl wenden, sollte sie mit dem Iran "fertig" sein?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Diese Befürchtung habe ich auch, bin mal gespannt, welche Geister der unbelehrbare Zauberlehrling jetzt wieder ruft. Selbst wenn der amerikanische Traum, den Iran zu vernichten und die Niederlage gegen die Mullahs zu tilgen, Sunniten und Schiiten werden..., aber lassen wir das.

  • Die Photos von Trump mit dem Mörder von Kashoggi kosten ihm hoffentlich diee 2. Amtszeiz :):

    • @Timelot:

      Amerikanische Präsidenten lassen sich gern mit Mördern ablichten. Geschadet hat es ihnen noch nie.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Nun haben die USA ja, wie uns Ex-Nato.General Wesley Clark in seinem von den USA so gar nicht geliebten Interview berichtet hat, seit vielen Jahren vor, den Iran platt zu machen, beziehungsweise einfach einen Angriffskrieg gegen den Iran zu führen.



    Aber schon die Europäer spuren nicht richtig. Jetzt muss sich der Amerikaner alles Mögliche einfallen lassen, um doch noch zu seinem Ziel zu kommen.



    Aber, Trump, denken Sie an die Kosten eines Irankriegs. Sie sind gewaltig, wenn Sie die Folgeschäden mitkalkulieren.

    • @91672 (Profil gelöscht):

      Ja wat denn: Die Saudis kaufen amerikanische Waffen, um andere Araber platt zu machen, besser kanns doch gar nicht laufen! Gar nicht so dumm dieser Trump. Wie heißt es so schön: Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln.

      • 9G
        91672 (Profil gelöscht)
        @Artur Möff:

        Aber bedenken Sie:



        Der Irankrieg wird ein Atomkrieg sein. Es werden sich alle bisher von den USA geschädigten Länder nach ihren Möglichkeiten beteiligen (Afghanistan, Irak, Syrien, Pakistan). Israel liegt direkt daneben und könnte Hopps gehen. Europa liegt auch nur 2000 km entfernt. Die Region beherbergt die letzten sehr großen Erdölreserven. Wie die USA mit der geschwächten Freundschaft zu den Saudis diesen Flächenbrand beherrschen wollen, natürlich ohne die Europäer, denn die sind ja hautnah betroffen, kann ich mir nicht vorstellen. Doch, vorstellen kann ich mir's. Irak, Syrien und Libyen lassen grüßen.

        • @91672 (Profil gelöscht):

          Die Region beherbergt nicht die letzten großen Erdölresereven.

          Die größte Menge liegt mit Abstand in Venezuela und es gibt noch eine Reihe weiterer Staaten nicht aus der Region mit gewaltigen Reserven, Kanada und Russland z.B.

      • @Artur Möff:

        "...andere Araber platt zu machen..."

        Es geht um Menschen. Ist Ihnen das bewusst?

        Nur nebenbei. Die Iraner sind keine Araber...

    • @91672 (Profil gelöscht):

      Ich könnte jetzt viel schreiben warum die USA Krieg wollen... aber in kurz: Krieg ist gut fürs Geschäft

      • 9G
        91672 (Profil gelöscht)
        @danny schneider:

        Ja, das ist richtig. Die Waffenindustrie und der Militärapparat verlangen dies. Aber wo der Amerikaner drübergeht mit seiner brutalen Mentalität, wächst eben nur noch Terror. Und darum kümmert sich der Amerikaner dann gar nicht mehr. Denn das bringt ja nichts mehr für das Geschäft.

    • @91672 (Profil gelöscht):

      Die Kosten tragen die Armen und die Erwerbsbevölkerung, die Reichen profitieren.