Kein Platz für alternatives Wohnen: Brachen bleiben brach
Die Bauwagen-Initiative Ölhafen wurde wieder mal vertrieben und parkt nun an der Uni. Zuletzt belebte sie den Europahafen. Das Areal dort bleibt noch länger ungenutzt.
Eine dauerhafte Bleibe-Perspektive hat die 15-köpfige Initiative im Uni-Viertel laut Behörde nicht. „Wir wollen hier aber auch gar nicht wohnen“, sagt die Ölhafen-Crew – „das ist zu weit ab vom Schuss“. Sie wollen nur „keinen Stress“ bekommen und „eine Verschnaufpause“, um „einen neuen Anlauf zu nehmen“. Die Wagenplatzgruppe sucht schon gut eineinhalb Jahre nach einer Bleibe – und ist in der Zeit bereits mehrfach umgezogen.
„Sie können da erstmal bleiben“, so Tittmann, „und wir haben Zeit, ihnen etwas zu suchen.“ Man sei da „guter Dinge“, heißt es aus dem Bauressort. Der Ölhafen-Initiative geht es nicht nur ums alternative Wohnen – sie will drumherum eine neue Kulturwerkstatt aufbauen, in der es das ganze Jahr über Programm geben soll. „Aber es ist schwer, ein Programm auf die Beine zu stellen, wenn man kriminalisiert wird.“
In der Überseestadt hat die Gruppe nach eigenen Angaben zuletzt eine Räumungsaufforderung bekommen. Das Grundstück dort gehört Exxon-Mobil, ehemals Esso genannt. Bis 1955 wurde dort eine Raffinerie betrieben, bis 1985 ein Tanklager. Das Unternehmen habe „keine Verhandlungsbereitschaft“ gezeigt, so die Ölhafen-Initiative, aber auch keine Begründung geliefert, warum die Brache schnell geräumt werden musste. „Weil wir die Eigentümer sind“, sei die lapidare Antwort gewesen, erzählen Wagenbewohner.
Was aus dem Areal in der Überseestadt wird, ist derweil weiter unklar. Der Boden dort ist mit Schadstoffen belastet – Exxon-Mobil spricht nur von „Altlasten“ – das Gelände sei aber „gesichert“. Es finde, in Abstimmung mit der Umweltbehörde, „eine regelmäßige Kontrolle“ statt, wie ein Unternehmenssprecher erklärt.
Noch keine konkrete Planung
Ohnehin möchte Exxon-Mobil das Grundstück gerne loswerden – an die Stadt. Die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) möchte es auch gern kaufen, um die Überseestadt „weiterzuentwickeln“, wie eine Sprecherin sagt. Erstmal müssen sich beide in den laufenden Gesprächen aber über den Kaufpreis einigen, und über die Frage, wer die Sanierung des Bodens bezahlen muss. Was die kosten könnte, ist offen. Was danach auf dem Areal passieren soll, ist auch noch vollkommen unklar: Gewerbeansiedlung, Wohnungsbau oder eine kulturelle Nutzung, alles sei denkbar, so die WFB. Es gebe „noch keine konkrete Planung“.
Sprecher von Exxon-Mobil
Dass Exxon-Mobil all dem offen gegenüber stehe, sagt der Konzernsprecher – nur einem Bauwagenplatz eben nicht: „Das Campieren auf unserem Gelände ist nicht möglich“. Die Firma hat denn auch einen Sicherheitsdienst engagiert, „um dafür Sorge zu tragen, dass nicht weitere Fahrzeuge widerrechtlich auf unserem Grundstück abgestellt werden“. Auch Gäste seien von der Security einfach weggeschickt worden, klagt die Ölhafen-Initiative.
Zuletzt war – zumindest temporär – ein Stellplatz im neu entstehenden Hulsberg-Quartier im Gespräch. Die Initiative fand die Idee gut, das Bauressort wohl auch – die Klinikholding lehnt sie strikt ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Bilanz der Ampel-Regierung
Das war die Ampel
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball
Kritik an der taz
Wer ist mal links gestartet und heute bürgerlich?
Die Grünen nach dem Ampel-Aus
Grün und gerecht?
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!