Migranten aus Südamerika: Die Karawane bleibt auf Kurs
An der Grenze von Guatemala und Mexiko wird ein Honduraner getötet. Tausende, die schon in Mexiko sind, ziehen weiter.
Am Wochenende haben sich zudem mehrere hundert Menschen in El Salvador auf den Weg gemacht, um in die USA zu gelangen. Beide Gruppen folgen dem Vorbild einer Karawane, die seit über zwei Wochen unterwegs ist. Dieser Treck mehrerer tausend Männer, Frauen und Kinder, die vor Armut und Gewalt in ihrer Heimat flüchten, hat am frühen Montagmorgen seine Reise im Süden Mexikos fortgesetzt. Im Morgengrauen verließ der Zug die Stadt San Pedro Tapanatepec. Im Laufe der Woche wollen sie in Mexiko-Stadt ankommen, um dort mit der Regierung zu verhandeln.
Am Freitag hatte der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto den Menschen auf der Flucht befristete Arbeitsplätze, Krankenversorgung und Schulbesuch für die Kinder angeboten. Voraussetzung: Sie müssen in den südlichen Bundesstaaten Chiapas oder Oaxaca bleiben und dort Asyl oder andere Formen des legalen Aufenthalts beantragen. Auf einer Versammlung lehnte jedoch die Mehrheit der Reisenden das Angebot ab. „Wir schaffen das“, riefen sie im Chor im Zentrum der Stadt Arriaga mit Blick auf ihr Reiseziel USA.
In einer Pressemitteilung kommentierten sie: „Wir brauchen keine weiteren Städte oder Bundesstaaten, in denen Migrierende ohne Bewegungsfreiheit eingesperrt werden und sich nicht dort niederlassen können, wo sie ein würdiges Leben führen können.“ Dennoch ist die Gruppe, die mehrheitlich aus Honduranerinnen und Honduranern besteht, zu Verhandlungen bereit. Allerdings nur direkt mit den Verantwortlichen in der Hauptstadt. Es müsse dann aber über einen freien Aufenthalt in ganz Mexiko gesprochen werden.
Unterkunft in Kirchen
Viele der Beteiligten sind nach den langen Märschen in der tropischen Hitze gesundheitlich angeschlagen. Jeden Morgen bleiben 200 bis 300 Personen zurück, mehr als tausend sollen sich bereits auf den Rückweg gemacht haben. Etwa 70 Prozent der ursprünglich 7.000 Migranten und Flüchtlinge seien aber weiterhin dabei, erklärt Denis Omar Contreras von der Unterstützergruppe Pueblo Sin Fronteras (Volk ohne Grenzen).
In Mexiko-Stadt wollen sie auch mit dem künftigen Präsidenten des Landes, Andrés Manuel López Obrador, sprechen. Der Politiker hatte angeboten, Migrantinnen und Migranten ein Arbeitsvisum auszustellen. In der Hauptstadt sei alles für die Ankunft der Karawane vorbereitet, erklärte Pfarrer Alejandro Solalinde, der im Süden des Landes eine Migrantenherberge betreibt. Die Reisenden könnten in Kirchen unterkommen. Wie die mehrere tausend Menschen allerdings in den nächsten Tagen dort hinkommen wollen, ist unklar. Derzeit trennen sie noch 800 Kilometer von der Metropole. Für die Reise wären über 50 Busse nötig, denn zu Fuß ist dieser Weg in wenigen Tagen nicht zu bewältigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trumps Krieg gegen die Forschung
Byebye Wissenschaftsfreiheit
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten