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Eine Oase ist wieder da

Die Friedenauer Presse wird fortgeführt

Die Mauer fiel. Rot-Grün kam und wurde abgewählt. Merkel wurde Kanzlerin und regierte mal mit der SPD, mal mit der FDP, dann wieder mit der SPD. Und immer saß Katharina Wagenbach-Wolff, eine gebildete, freundliche Dame, auf der Frankfurter Buchmesse auf einem kleinen Klappstuhl an ihrem Verlagsstand, hinter sich die Bücher, die in ihrer Friedenauer Presse erschienen.

Handverlesene bibliophile Kostbarkeiten waren das oft, dazu Reiseberichte oder Briefwechsel. Auch durch ihre individuell gestalteten Cover fielen die Bücher auf. Dieser Verlagsstand, dieser Glaube an das gute Buch und daran, dass Texte ein Leben bereichern können, was war das eigentlich? Eine Art Oase war das. Und man freute sich jedes Jahr wieder, wenn man diesen Stand wiedersah.

Dann ging Katharina Wagenbach-Wolff, inzwischen über achtzig Jahre alt, in den Ruhestand.

Gelungener Spagat

Doch den Verlagsstand auf der Buchmesse gibt es jetzt wieder. Friederike Jacob steht jetzt darin. Kein Klappstuhl. Aber die Bücher, sie sind da. Friederike Jacob, die zuvor Erfahrungen unter anderem beim Verlag Matthes & Seitz gesammelt hat, führt die Friedenauer Presse fort, und es sieht alles nach einem gelungenen Spagat zwischen sanfter Erneuerung und Traditionsbewahrung aus.

Drei Neuerscheinungen gibt es in diesem Herbstprogramm. Die Erstübersetzung eines religionskritischen Dialogs von Denis Diderot; ins Deutsche übertragen von Hans Magnus Enzensberger. Edward Dębickis Erinnerungen an die Zeit der deutschen Besatzung Polens; die letzten beiden Kriegsjahre musste die Familie in Wäldern überleben: „Mama weinte immer häufiger, wenn sie uns ansah.“ Und der Bericht einer Russlandreise von Honoré de Balzac, der weltberühmte französische Autor hetzte 1847 in die Ukraine der Liebe wegen: Er wollte seine langjährige Geliebte Ewelina Hańska heiraten. (drk)

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