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das portraitMinna Faßhauerwar erste Ministerin

Sie stammte aus ärmlichen Verhältnissen und brachte es zur ersten deutschen Frau in einem Ministeramt: Am heutigen Mittwoch wird in Braunschweig der Frauenort Minna Faßhauer eröffnet.

„Ihre Biografie öffnet den Blick auf eine Zeit des Umbruchs“, sagte Marion Övermöhle-Mühlbach, Vorsitzende des Landesfrauenrates Niedersachsen, dem die Initiative Frauenorte angehört, über Faßhauer. „Vom Ende des Kaiserreiches und der Einführung des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik, in der die Sozialdemokratin und spätere Kommunistin politisch aktiv war.“

Faßhauers politisches Engagement ist umstritten. In einer Debatte um die Ehrung Faßhauers, die die Linke beantragte, nannte die Braunschweiger CDU-Fraktion sie eine Terroristin.

Faßhauer setzte sich schon früh für Frauenrechte ein, zunächst noch illegal, denn erst seit 1908 durften Frauen sich in politischen Vereinen engagieren. „Von da ab stand ich ständig in den Reihen der kämpfenden Arbeiterschaft, habe auch meine Söhne in diesem Sinne erzogen“, soll Faßhauer gesagt haben.

Als SPD-Mitglied war Faßhauer in der Kinderschutzkommisssion aktiv. Nach ihrem Wechsel zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USDP) wurde sie mit 43 Jahren zur Volkskommissarin für Volksbildung der Sozialistischen Republik Braunschweig ernannt. Sie schaffte die kirchliche Schulaufsicht ab und hob die Geschlechtertrennung an Schulen auf – in nur drei Monaten Amtszeit. Faßhauer wurde Landtagsabgeordnete, legte ihr Mandat aber nieder, als die Räterepublik, für die sie gekämpft hatte, scheiterte. Anfang der 20er-Jahre – zu dieser Zeit war sie KAPD-Mitglied – wurde Faßhauer die Beteiligung an mehreren Sprengstoffanschlägen in Braunschweig zur Last gelegt. Sie wurde wegen „kommunistischer Terrorakte“ verurteilt und saß wenige Monate im Gefängnis. Nach Ende des Nationalsozialismus, während dem sie im KZ Moringen inhaftiert war, war Faßhauer in der KPD aktiv. Sie starb kurz nach einer Frauenveranstaltung der Partei an einem Hirnschlag. Marthe Ruddat

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