piwik no script img

Mit dem Zug von Berlin nach AmsterdamJoint Venture mit Hindernissen

Die Deutsche Bahn kündigt an, die Fahrtzeit zwischen Berlin und Amsterdam zu verkürzen. Größtes Hindernis dabei sind andere Züge.

Oranje und Schwarz-Rot-Gold wollen die Fahrzeit zwischen den Hauptstädten verringern Foto: reuters

Europa wächst zusammen – zumindest zwei Partystandorte: Die Deutsche Bahn und die Niederländische Staatsbahn wollen die Reisezeit zwischen Berlin und Amsterdam verkürzen. Bislang braucht der IC rund sechseinhalb Stunden vom Rijks­museum zum Reichstag – Entschleunigungsmaßnahmen wie ÖPNV mal rausgerechnet.

Diese Fahrtdauer soll nun zunächst um 30 Minuten reduziert und perspektivisch sogar auf 4 Stunden gedrückt werden. Möglich wird das durch „moderne Technik“, „Mehrsystemfähigkeit“ und „Kompromisse“, wie eine Bahnsprecherin erklärt. Im Klartext: Statt ICs werden ICEs eingesetzt, an der Grenze entfällt der zeitraubende ­Lokwechsel.

Leider verkehren auf der Strecke aber weitere Züge, weshalb die Planung nicht nur technisches, sondern auch organisatorisches Feingefühl verlangt: „Hierzu müssen zudem umfangreiche Anpassungen und damit Kompromisse mit den Fahrplänen von Zügen anderer (Nahverkehrs-)Eisenbahnverkehrsunternehmen entlang des innerdeutschen Streckenabschnitts gefunden werden“, so die Bahnsprecherin.

Wem vier Stunden immer noch zu lang sind, der kann natürlich den Luftweg wählen. Ohne Frachtgepäck verkürzt man seine Check-in-Zeit, vergrößert aber seinen ökologischen Fußabdruck. Dafür dauert der Flug nur 1 Stunde und 20 Minuten. An dieser Stelle wäre nun Platz für ein obligatorisches BER-Bashing.

Fast genau vor 12 Jahren, am 5. September 2006, erfolgte der erste Spatenstich für ein Großprojekt namens BBI – Berlin Brandenburg International. Nach einer Umbenennung und 1.001 Kontroversen wartet die Hauptstadt immer noch auf den neuen Flughafen.

Politisch angestoßen war dessen Planung übrigens schon kurz nach dem Mauerfall. Damals betrug die Reisedauer vom Zoo zum Flughafen Amsterdam Schiphol 8 Stunden und 23 Minuten. Wenn sich die Fahrtdauer also in 30 Jahren halbiert hat, kann man sich ausrechnen, wann Bahnfahren schneller als Fliegen sein wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!