heute in hamburg: „Die individuelle Wahrheit soll verschwinden“
Vernissage von Anna Schellberg, 18.30 Uhr, Endo-Klinik Hamburg, Holstenstr. 2
Interview Yasemin Fusco
taz: Frau Schellberg, Sie porträtieren berühmte und starke Frauen, warum?
Anna Schellberg: Es sind nicht nur starke und berühmte Frauen. Ich habe auch Ölbilder von Marlon Brando und Elvis Presley gemalt. Mir geht es darum, dass jeder seine eigene Wahrheit von diesen Persönlichkeiten im Kopf hat. Marilyn Monroe war zum Beispiel nicht einfach nur eine blonde, schöne Frau, sie hat unglaublich gerne James Joyce gelesen, ein wichtiger Vertreter der literarischen Moderne.
Welche Technik benutzen Sie zur Gestaltung Ihrer Bilder?
Ich male die Porträts in möglichst bunten Farben. Hinterher verwische ich die Gesichter. Sie sollen nicht komplett entstellt werden, sondern noch als Stars erkannt werden. Ich möchte die individuelle, gefühlte Wahrheit dahinter verschwinden zu lassen.
Sie sind auch Journalistin und möchten die individuelle Wahrheit verschwinden lassen?
Die Bilder sind ja meine Geschichten zu den Persönlichkeiten. Jede geschriebene Geschichte wird gerne mal umgebaut, auch wenn sie sonst gut ist. Das passiert natürlich mit meinen Bildern nicht mehr, denn die sind ja bereits gemalt. Meine Geschichten kann mir also keiner mehr umschreiben, ohne verbittert zu klingen. Das ist schon so etwas wie ein Befreiungsschlag, weil Bilder in der Regel so bleiben, wie sie sind.
Warum haben Sie berühmte Stars genommen?
Wegen ihrer Bekanntheit. Bei dieser Maltechnik ist es sehr wichtig, dass man Ikonen nimmt, die man schnell erkennen kann. Ich möchte ja nicht, dass die Besucher hinterher nicht wissen, was sie sich da angeschaut haben.
Anna Schellberg, 51, ist Künstlerin und hat früher als Redakteurin und Reporterin gearbeitet.
Was machen Sie nach der Malerei mit den Bildern?
Ich erzähle den Zuschauern gerne meine Geschichte, wie ich zu den Motiven gekommen bin und was mich antreibt, diese Personen zu porträtieren.
Sie malten auch die Queen und sprachen dabei über Verzicht, was meinen Sie damit?
Ich habe beim Malen schnell erkannt, dass die Queen stark auf sich selbst verzichten muss. Das fand ich einfach unglaublich spannend, weil sich dieses Gefühl des Verzichts durch alle berühmten Persönlichkeiten zieht. Der Verzicht auf sich selbst muss einfach sehr belastend sein.
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