heute in hamburg: „Wohnprojekte sind wichtig für den Stadtteil“
„Das ist unser Haus!“, Film des Mietshäuser Syndikats mit anschliessender Diskussion: mpz e.V., 19.30 Uhr, Sternstraße 4
Interview Carlotta Hartmann
taz: Frau Gay, welche Vorteile haben Wohnprojekte für Wohnraumsuchende?
Ulrike Gay: Für mich ist der wichtigste Vorteil, dass sich Menschen zusammentun, die etwas verbindet; die gemeinsam etwas verwirklichen wollen. Das können Veranstaltungen im Stadtteil sein, oder gemeinsame Kinderbetreuung. Die Inhalte unterscheiden sich von Projekt zu Projekt. Außerdem können dadurch auch Menschen mit weniger Geld ihr Wohnprojekt möglich machen.
Was sind, besonders in Hamburg, die Schwierigkeiten bei der Gründung und dem Erhalt eines Wohnprojekts?
Problematisch ist vor allem, dass es durch die gestiegenen Preise kaum noch bezahlbare Grundstücke gibt. Dazu kommen die hohen Baukosten. Irgendwo muss das Geld auch herkommen, also erhöhen sich die Kosten für spätere Bewohner. Auch Zuschüsse für den sozialen Wohnungsbau sind schwierig zu bekommen.
Was kann die Stadt tun, um dies zu erleichtern?
Die Stadt müsste dafür sorgen, dass vorhandene Grundstücke und Anlagen wie alte Schulen den Wohnprojekten zur Verfügung gestellt werden. Schließlich spielen die Bewohner eine wichtige, auch über das Projekt hinaus reichende Rolle im Stadtteil.
Welche Funktion haben dabei Genossenschaften?
Ulrike Gay, 69, ist im Medienpägogischen Zentrum (mpz) aktiv und Teil der Finanzgruppe des Wohnprojekts „MS Malwine“.
Die Geschichte der Genossenschaften liegt in der Selbstverwaltung und -verantwortung – in Werten, die Wohnprojekte genauso vertreten. Das Mietshäuser Syndikat ist für mich eine Erweiterung des Genossenschaftsgedankens. In kleinen Genossenschaften ist es sicherlich einfacher, autonom zu bleiben. Bei größeren kann das schwierig werden, zum Beispiel wenn Teile von Wohnprojekten als Eigentumswohnungen verkauft werden. Dabei ist es wichtig auf die Bedingungen zu achten, unter denen der Beitritt erfolgt.
Die ersten Wohnprojekte entstanden ursprünglich aus Hausbesetzungen. Ist das Geschichte? Existieren Wohnprojekte nur noch in Absprache mit der Stadt?
Hausbesetzungen haben eine wichtige Rolle dabei gespielt, autonom geregelten Wohnraum zu ermöglichen. Erst durch diesen Protest ist die Stadt darauf aufmerksam geworden, dass so etwas nötig ist. Auch derzeit besetzte Häuser sind wichtig, um weiterhin darauf hinzuweisen.
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