kurzkritik: Der Computer am Zeichentisch
Natürlich ist es immer etwas anderes, wenn man den Künstler sehen kann. Und hören. Stellen Sie sich also einen älteren Herrn mit weißen Haaren vor, einen Mathematiker, der zusätzlich eine philosophische Dissertation über „Generative Computergraphik“ geschrieben hat und darüber mit einer solch gewissenhaften Genauigkeit spricht, dass die Museumsmenschen fürchten, es könne die Journalisten langweilen. Kann er nicht jetzt all die verwirrenden Zeichnungen mit ihren Kästchen und Schraffuren erklären, denken sie wohl.
Aber Georg Nees ist nuneinmal Wissenschaftler. Folglich müssen erst die Voraussetzungen geklärt werden. „Ich verstehe mich nicht als Künstler“, sagt er mit der gebotenen Sachlichkeit. Ein Pionier ist er in jedem Fall. Er war einer der ersten, der Computerzeichnungen erstellte: Indem er Programme schrieb, die ein Zeichentisch in Grafiken umsetzte. Algorithmen auf dem Papier. „Erzeuge Quadrate und verteile sie willkürlich im Raum“, so sagte Nees dem Zeichentisch per Computer und so geschah es.
Das Ergebnis bedarf eines aufmerksamen Zuschauers, der sich am Spiel mit Formen freut, den das Unauffällige nicht schreckt – und der sich in die Frage vertiefen möchte, ob der verwendete Zufallsgenerator taugt oder nicht. Fast wieder eine philosophische Frage, möchte man meinen. Friederike Gräff
Georg Nees, Künstliche Kunst. Die Anfänge. Im Kupferstichkabinett der Kunsthalle bis zum 2.10.2005
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