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Elektroroller-Sharing boomtGleiches Prinzip, gleiche Probleme?

Immer mehr E-Roller brausen durch die Großstädte. Was steckt hinter dem Geschäftsmodell der Anbieter? Gibt es Parallelen zum Leihfahrradmarkt?

Sie erobern die Straßen der Hauptstadt: Die bunten Elektro-Flitzer von Emmy und Coup Foto: dpa

Berlin taz | Die Anbieter sind so jung und trendig, wie die bunten Flitzer selbst. Sharing-Elektroroller erobern Deutschlands Großstädte. Die Firmen Emmy und Coup haben den mobilen Markt in Berlin besetzt. Gemeinsam bringen sie fast 2000 Roller auf die Straßen der Hauptstadt. Die Nutzer registrieren sich per App und düsen mit den durch Strom betriebenen Zweirädern durch die Straßen. Eine flotte, leise und vor allem umweltfreundliche Alternative zu Auto & Co – oder?

„Für einen gelungenen Auftritt beim Tinder-Date“, „um doch noch pünktlich zu kommen“, „geschmeidig durch die Stadt und das ohne Parkplatzsuche“. Die Webseiten der beiden Anbieter wollen mit flotte Sprüchen und einem minimalistischen Design überzeugen. So unkompliziert wie eben möglich lautet die Devise. Mit Erfolg, denn das Geschäft boomt. Beide Anbieter schauen zufrieden auf wachsende Nutzerzahlen. Während Anbieter Emmy seine roten Roller in den Städten Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und Düsseldorf platziert, ist Konkurrent Coup neben dem gemeinsamen Standort Berlin und der Universitätsstadt Tübingen auch im Ausland vertreten. Mit den schwarz-türkisen Flitzern kann man in Paris vom Eiffelturm zur Champs-Élysées düsen. Und seit diesem Sommer ist Coup auch in Madrid vertreten – die Flotte wächst.

Das urbane Leihsystem ist aus dem Fahrradbereich bekannt. Doch dort gab es zuletzt Unruhen. Der Anbieter Obike ging insolvent. Herrenlose Fahrräder waren die Konsequenz. Der Grund: Das junge Unternehmen, mit Sitz in Singapur hatte wenig Fachwissen, produzierte zu viele Fahrräder, verschätzte sich und war pleite.

Auch auf anderer Ebene gibt es Kritik am Leihradsystem. Das Unternehmen Mobike steht im Verdacht, die Daten seiner Kunden zu verkaufen. Der Vorwurf der Kritiker basiert auf der Annahme, dass das System nur dann profitabel sei, wenn die Daten der Nutzer vermarktet werden. Jimmy Cliff, Geschäftsführer von Mobike Deutschland, bestreitet die Vorwürfe und sagte im Interview mit dem rbb24: „Wir sind nicht Google, wir sind keine Werbeunternehmen und wir verkaufen keine Profile oder Daten.“

Datenvermarktung für mehr Profit?

Vom Prinzip her funktioniert die Nutzung der Elektroroller analog zu der der Leihräder. Nutzer registrieren sich per App. Die Bezahlung läuft übers Handy, ebenso die Suche nach dem nächstgelegenen Roller. Registrieren, Führerschein scannen, bezahlen, losfahren. So einfach ist das. Doch könnte es sein, dass Emmy und Coup nur an die Daten ihrer Kunden kommen wollen?

Der Berliner Datenschutzexperte Vincent Patermann sagte der taz: „Der Einwand ist berechtigt, da das Geschäft der chinesischen Fahrradverleih-Anbieter sehr undurchsichtig ist. Dass es dort zu der Vermarktung von Daten kommt, ist nicht auszuschließen.“ Dass dies jedoch auch bei den deutschen Anbietern Emmy und Coup der Fall sein soll, bezweifelt Patermann: „Deutsche und europäische Unternehmen können sich solche Vergehen nicht leisten.“

Die angedrohten Strafen seien zu hoch, als dass insbesondere kleinere Start-Up Unternehmen wie Emmy und Coup gegen ihre Datenschutzrichtlinien verstoßen würden, meint der Experte. Außerdem: „In Zeiten der vollkommenen Vernetzung, bedeutet der Vertrauensmissbrauch der Kunden den Untergang für junge Unternehmen.“ Die Bewegungsdaten der Nutzer auszuwerten, hält der Experte hingegen für notwendig: „Nur so können sie ihr Geschäft auf die Kunden abstimmen. Einzelpersonen wird dadurch nicht geschadet.“ Patermann sagt, er vertraue den Anbietern und schließe einen Datenmissbrauch aus.

Keine Angst vor Insolvenz

Emmy kann beruhigen: „Wir sind uns darüber bewusst, dass unsere Nutzer uns sehr sensible Daten anvertrauen und gehen zu jeder Zeit verantwortungsvoll damit um.“ Der Verkauf von Nutzerdaten sei in dem Konzept von Emmy nicht vorhanden, „da das Vertrauen unserer Kunden unser höchstes Gut ist.“ Auch für Coup haben die Nutzerdaten „oberste Priorität“. Die strikte Einhaltung der bestehenden Datenschutzrichtlinien sei selbstverständlich: „Natürlich werden von Coup keine Nutzerdaten verkauft.“

Es war ein skurriles Bild, das viele Anwohner nach dem Leihradboom verärgerte: Herrenlose Fahrräder blockierten die Fußwege von Berlin. Beim Boom der E-Scooter Verleihe besteht nun die Angst, dass die Fahrradleichen Gesellschaft bekommen. Emmy kann diese Bedenken nicht bestätigen: „Angst vor Insolvenz verspüren wir nicht. Im Gegenteil – unsere Wachstumstendenz ist steigend.“ Zusätzlich würde sich das Geschäftsmodell von Obike stark von dem der roten Elektroroller unterscheiden. Auch Coup sieht keine Parallele zu den herrenlosen Fahrrädern: „Das Sub-Segment für E-Scooter-Sharing keimt gerade erst auf.“

Matthias Tang, Sprecher der Pressestelle für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin sagt: „Damit die Bürger durch die Anbieter nicht gestört werden, stellt die Stadt sicher, dass nicht mehr als vier Leihroller oder -räder an einem Ort stehen.“ Das Ziel der Stadt sei es, umweltfreundlicher zu werden. Nun wolle man sehen, welche Vorteile sich aus den Sharing-Modellen ergeben.

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2 Kommentare

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  • Zum ökologischen Aspekt steht im Zeit-Artikel:



    "Außerdem fällt bei der Herstellung des Akkus sehr viel CO2 an, sodass öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad weiterhin die umweltfreundlichere Wahl sind. Auch wenn Emmy die Roller mit Ökostrom lädt."



    Dito. Es kommt noch Ressourcenverbrauch u.a. für Akku und für die notwendigen auszutauschenden Akkus hinzu ...

  • Der Volkswagenkonzern stellt gerade den Berliner Flughafen mit Autos zu. Weil dies noch lange nicht reicht, werden auch noch Parkhäuser angemietet, um sie mit Autos vollzustellen.



    Weder Räder noch Roller sind das Problem. Das Problem sind 2 Tonnen schwere Möbelstücke, die den ganzen Tag die Landschaft blockieren.