: Gut, dass es jetzt vorbei ist
Der DFB enttäuscht nicht nur mit schlechtem Spiel auf dem Platz. Der Auftritt in Russland und im Vorfeld dieser WM ist vor allem eines: peinlich
Von Andreas Rüttenauer
Der Weltmeister von 2014 mag sich sportlich blamiert haben. Der Auftritt des deutschen Fußballs neben dem Platz war mindestens ebenso unterirdisch. Da war etwa diese unsägliche Werbekampagne dieses unsäglichen Automobilherstellers mit dem Stern. Seit Ende März wird auf allen Kanälen des DFB für die Nationalmannschaft mit dem ebenso schrägen wie arroganten Slogan „best never rest“ geworben. Hochmütiger ist wahrscheinlich noch keine Mannschaft in ein Turnier gegangen.
Und dann war da noch dieses WM-Quartier vor den Toren Moskaus. Es ist ein Fünf-Sterne-Haus mit Spa und allem Pipapo. Die Nationalspieler haben es beschrieben, als hätte man sie in ein russisches Arbeitslager gesteckt. Dabei lässt es sich dort wahrscheinlich ganz gut leben. Die meisten Menschen dieser Erde werden das Ganze einfach deshalb nicht überprüfen können, weil sie sich so einen Schuppen nicht mal für eine halbe Stunde leisten könnten.
Aber wie hieß es aus dem Mund von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff: „Wie sind hier nicht zum Urlaubmachen. Wir wollen Weltmeister werden.“ Wenn er doch wenigstens gesagt hätte: „Wir sind zum Fußballspielen hier.“
Doch zu solch zurückhaltenden Worten sind die deutschen Herrenfunktionäre wohl nicht in der Lage. Dabei wissen sie am besten, dass der wie üblich mit eingeflogene Koch gewiss andere Zutaten zur Verfügung hat als Wasser und Brot. Der wie üblich ebenso mit angereiste Rasenmanager des DFB hat dann den Russen gezeigt, wie man mit den grünen Halmen umzugehen hat. Das alles hat man mit einer Attitüde des Bedauerns gemacht, weil es eben nicht immer möglich ist, sich wie in Brasilien ein eigenes Teamquartier auf einem der indigenen Bevölkerung abgetrotzten Stück Land bauen zu lassen.
Unvergessen wird auch der Auftritt zweier DFB-Mitarbeiter bleiben, die nach dem Last-Minute-Sieg der Deutschen gegen Schweden mit geballten Fäusten auf die Bank des Gegners zugegangen sind, als wollten sie Werbung machen für die schlechte, alte Hooligan-Tradition im deutschen Fußball.
Man muss sich fragen, ob einer wie Oliver Bierhoff, der dieses Verhalten relativiert hat, indem er von hochkochenden Emotionen gesprochen hat, der Richtige ist an einer so verantwortungsvollen Position.
Gänzlich überfordert war man beim DFB dann mit der Affäre um den unsäglichen Huldigungsauftritt von Mesut Özil und Ilkay Gündoğan mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan. Als längst klar war, dass die Pfiffe gegen Özil und Gündoğan nicht deshalb aus den deutschen Kurven schallten, weil man Erdoğan dort besonders kritisch sieht, sondern einfach weil man ihnen als Deutschtürken unterstellt, nicht deutsch genug zu denken, ist der Verband nicht eingeschritten.
Als vor der EM 2016 Alexander Gauland behauptet hat, Jérôme Boateng werde als Fußballer geschätzt, als Nachbarn wolle ihn aber keiner haben, da hat sich der Verband noch klar positioniert. Als diesmal die AfD angefangen hat, gegen Özil regelrecht zu hetzen, schwieg der DFB. Auch das gehört zu dem peinlichen Auftritt der Deutschen in Russland.
Gut, dass der jetzt vorbei ist.
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