heute in bremen: „Tiertransporte stehen nichtim Fokus“
Fabian Steinecke, 27, arbeitet seit Anfang 2018 als Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros.
Interview Florian Maier
taz: Herr Steinecke, wie machen Sie auf Tierquälerei aufmerksam?
Fabian Steinecke: Wir touren gerade mit unserer Aktion „Truck You“ durch Deutschland. Dafür haben wir einen alten Tiertransporter umgebaut. An den Außenluken, an denen man normalerweise die Tiere sieht, haben wir Bildschirme installiert. Hier können Interessierte Informationen über Tiertransporte einholen.
Und im Inneren?
Der Innenraum besteht aus einer Video- und Soundinstallation. Drinnen kann man hautnah nachempfinden, wie sich Tiere auf so beengtem Raum fühlen und sich ein Bild von den Zuständen bei Tiertransporten machen. Man merkt hier relativ schnell, dass Tiertransporte großes Leid für Tiere bedeuten.
Wie war die Resonanz auf Ihren ersten Tourstopp in Berlin?
In Berlin haben wir unseren Truck erstmals am Brandenburger Tor und auf dem Alexanderplatz vorgestellt – Plätze, deren durchmischtes Publikum oft wenig Zugang zu dem Thema hatte. Aber selbst da haben sich die Menschen für unseren Truck interessiert.
Und an anderen Orten?
An weiteren Orten haben wir durchweg positive Resonanz gehört. Viele Leute sind aber auch hier überrascht. Tiertransporte stehen leider nicht im Fokus. Deswegen gibt es da meist nicht so viele Unterstützer. Wir haben aber schnell durch unsere Aktion gemerkt, dass durchaus öffentliches Interesse da ist.
Gab es auch schon Reaktionen aus der Politik?
Aktion „Truck You“ des Deutschen Tierschutzbüros am 9. Juli auf dem Domshof Bremen
Unser langfristiges Ziel ist natürlich die komplette Abschaffung von Massentierhaltung und Tiertransporten. Aber unsere kurzfristig umsetzbaren Forderungen sind ja einfach: zeitliche Beschränkungen, mehr Kontrollen und härtere Bestrafung bei Missachtung der Regeln. Immerhin gibt es im Bundestag eine Debatte darüber, wie man mit Tiertransporten in Drittländer außerhalb Europas umgeht.
Manche versuchen Ihnen ja auch Steine in den Weg zu legen.
FDP und CDU fordern eine härtere Bestrafung von Aktivisten, die für Undercover-Aufnahmen heimlich landwirtschaftliche Betriebe betreten, um damit Tierleid aufzudecken, und wollen Organisationen, die diese Aufnahmen veröffentlichen, die Gemeinnützigkeit entziehen. Gut, dass der Bundesgerichtshof und diverse Oberlandesgerichte da anderer Meinung sind. Die Dokumentation von Tierquälerei steht klar über Hausfriedensbruch.
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