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Erste Steckdose für Schiffe

In Cuxhaven wird Deutschlands erste Landstromanlage für Frachtschiffe in Betrieb genommen

Von Sven-Michael Veit

Cuxhaven geht voran: Im niedersächsischen Hafen an der Elbmündung wird am heutigen Freitag die erste Landstromanlage zur Versorgung von Frachtschiffen in Betrieb genommen. Während der Liegezeit am Kai können dann die Dieselmotoren an Bord ausgeschaltet werden. Auftraggeber des Projekts ist der Hafenbetreiber Niedersachsen Ports (N-Ports). Damit würden „Emissionen von Lärm und Luftschadstoffen gar nicht erst entstehen“, hofft N-Ports. Errichtet wird die gut drei Millionen Euro teure Anlage von Siemens und dem Oldenburger Stromversorger EWE.

Landstromanlagen für Schiffe gibt es bisher lediglich seit 2008 in Travemünde und seit 2016 in Hamburg. Dem Lübecker Vorort an der Ostsee drohte die Ab­erkennung des Titels „Ostseeheilbad“, weil die Emissionen der Schiffe die Qualität von Luft und Wasser massiv beeinträchtigten. Dort verursachte der Schiffsverkehr 95 Prozent der Emissionen an Schwefel, 78 Prozent der Stickoxide und 65 Prozent des Feinstaubs. Für 1,5 Millionen Euro wurden darum drei Liegeplätze mit Steckdosen für Schiffe eingerichtet.

Am Hamburger Kreuzfahrtterminal Altona wurde 2016 für etwa zehn Millionen Euro eine Anlage zur Landstrom-Versorgung von Luxuslinern eingeweiht. Doch das Angebot wird kaum genutzt. Einzig die „Aida Sol“ läuft die Anlage etwa ein Dutzend Mal pro Saison an. Allerdings ist in den nächsten Jahren eine deutliche Zunahme von Schiffen mit den technischen Einrichtungen für Stromanschlüsse zu erwarten.

Der Kieler Hafen soll voraussichtlich noch in diesem Jahr eine Landstromanlage erhalten. Die Anlage am Norwegenkai soll die beiden Luxusfähren der Color Line zwischen Kiel und Oslo versorgen. In der norwegischen Hauptstadt gehen die beiden Fähren bereits seit Jahren an die Steckdose. Nach Berechnungen der Reederei würden dadurch im Jahr etwa 3.000 Tonnen Kohlendioxid, 50 Tonnen Stickoxide, 2,5 Tonnen Schwefeldioxid und 0,75 Tonnen Feinstaub vermieden.

Allerdings ist der Strom aus Wasserkraftwerken in Oslo nur etwa halb so teuer wie es der Landstrom in Kiel wäre. Deshalb ist die technische Umrüstung ihrer Schiffe, die locker mehr als eine Million Euro kosten kann, für Reedereien wirtschaftlich wenig attraktiv, für Frachtschiffe noch mehr als für Kreuzfahrer. Denn dort tummeln sich an Bord Tausende Passagiere, die für saubere Energie lieber ein paar Euro mehr zahlen, als sich den Urlaub auf dem schwimmenden Sonnendeck von qualmenden Schornsteinen verdunkeln zu lassen. Um die Entwicklung voranzutreiben, forderten die Umweltminister der norddeutschen Küstenländer im November vorigen Jahres eine Reduzierung der EEG-Umlage für Landstrom, bislang allerdings erfolglos.

Auch in Cuxhaven ist die Zahl der Nutzer zunächst überschaubar. Bislang einziger Abnehmer des Landstroms ist der Ro-Ro-Frachter „Rotra Vente“. Das Schiff soll die von Siemens in Cuxhaven produzierten Offshore-Windturbinen im Pendelverkehr zu den jeweiligen In­stallationsstellen auf der Nordsee bringen.

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