Vorwürfe gegen Uber-Fahrer in den USA: Mehr als 100 sexuelle Übergriffe
Mindestens 103 Übergriffe durch Uber-Fahrer wurden in den letzten vier Jahren in den USA dokumentiert. Uber postet ein Präventionsvideo.
80 Jahre und vier Monate Gefängnis – so lautete 2017 das Urteil gegen den Uber-Fahrer John David Sanchez wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung in zwölf weiteren Fällen. Er ist kein Einzelfall: Laut einer investigativen Recherche von CNN ist Sanchez nur einer von mindestens 103 Uber-Fahrern, die in den USA in den letzten vier Jahren der sexuellen Belästigung beschuldigt wurden.
Die Fahrer werden entweder noch von der Polizei gesucht, wurden schon verhaftet oder sind in Zivilklagen mit Vorfällen namentlich in Verbindung gebracht worden. In mindestens 31 Fällen gab es bereits Verurteilungen. Die Verbrechen reichen von gewaltsamen Berührungen bis hin zu Vergewaltigungen. Da es keine öffentlichen Daten über die Anzahl der sexuellen Übergriffe durch Uber-Fahrer gibt, wurden die Zahlen durch Auswertungen von Polizeiberichten und Gerichtsaufzeichnungen zusammengetragen.
Laut CNN wurde Uber schon vor Monaten auf die Recherche aufmerksam gemacht – der Konzern hat es jedoch lange Zeit versäumt, Stellung zu nehmen. Erst letzte Woche verkündete Geschäftsführerin Dara Khosrowshahi schließlich, dass hartes Durchgreifen gegen sexuelle Belästigung eine neue Priorität des Unternehmens sei. In diesem Zusammenhang wurde ein Präventionsvideo auf der Website geteilt. Außerdem ist ein „safety center“ innerhalb der App geplant: Kunden sollen dort Fahrtdetails teilen können, während sie unterwegs sind. Auch ein Notruf soll innerhalb der App abgesetzt werden können.
Uber ist in der Vergangenheit selbst häufiger aufgrund von Sexismus und Mobbing innerhalb des Konzerns in die Schlagzeilen geraten. Letztes Jahr musste Konzerngründer Travis Kalanick nach zahlreichen Skandalen seinen Posten als Geschäftsführer räumen. Unter anderem hatte eine Software-Entwicklerin von Sexismus und sexueller Belästigung berichtet, die trotz Beschwerden folgenlos geblieben waren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?