piwik no script img

KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER DEN BAD SEGEBERGER SKANDALInteresse für arme Kinder

Es ist menschlich, dass fachliche Laien sich nicht an solche Vorfälle gewöhnen

Im Fall des Bad Segeberger „Kellerkindes“ ist jetzt die Phase der Reflexion eingetreten. Wissenschaftler finden Gehör. Sie werben um Verständnis für die schwierige Arbeit der Jugendämter und warnen vor vorschnellen Schlüssen im sensiblen Feld des Kinderschutzes.

Sollen die Medien jetzt gar nicht mehr berichten und die Ämter ihre Arbeit machen lassen? Das wäre auch wieder falsch. Es ist menschlich und normal, dass fachliche Laien sich nicht an solche Vorfälle gewöhnen. Zum anderen ist die öffentliche Aufregung um skandalöse Fälle von Kindesvernachlässigung zugleich auch immer eine Chance.

Wen interessieren denn sonst die Lebensbedingungen von armen Familien, die von Hartz IV leben? Welchen Stellenwert haben arme Kinder in Zeiten, in denen es gilt, die Schuldenbremse einzuhalten? Und war vor diesem traurigen Fall die Überlastung der Jugendämter in Bad Segeberg ein großes Politikum? Eben nicht.

Es gilt, sachlich zu klären, wo die Ursachen liegen und wie Familien in prekären Lebenslagen besser unterstützt werden können. Durch ein Angebot von Kita-Plätzen zum Beispiel. Durch Angebote an die Eltern, die ihnen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Durch sozialräumliche Angebote, mit denen es gelingt, die Nachbarschaft in ärmeren Vierteln zu beleben.

Die besten Erfolge werden erzielt, wenn wir auf die Stärken der Menschen setzen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen