Kommentar Paralympics: Es geht um den Sport
Bei den Paralympics geht es um Spitzensport und nicht um Behinderung. Die Berichterstattung berücksichtigt das immer noch nicht genug.
Anna Schaffelhuber beim Riesenslalom Foto: reuters
Bis zum Sonntag finden die Paralympics in Pyeongchang statt. 20 deutsche Sportler*innen kämpfen in sechs Disziplinen um Medaillen. Diese Namen sollte man sich unter vielen anderen merken: Schaffelhuber – Eskau – Rothfuss. Alles Frauen, alles Spitzensportlerinnen. Andrea Rothfuss ist Skirennläuferin, Andrea Eskau Handbikerin, Skilangläuferin und Biathletin. Anna Schaffelhuber fährt Monoskibob. Alle haben eine Behinderung, sonst würden sie nicht bei den Paralympics starten. Welche Diagnosen haben sie? Sie sind Medaillengewinnerinnen.
Die geschäftsführende Bundesbehindertenbeauftragte bescheinigt in der Süddeutschen Zeitung der Berichterstattung über die Wettkämpfe eine Verbesserung. Früher konzentrierten sich die Reporter*innen vor allem auf das Schicksal des Einzelnen, mittlerweile stünde die sportliche Leistung im Vordergrund. Trotzdem muss Anna Schaffelhuber in einem Interview noch erklären: „Ich mache den Sport nicht, weil ich Rollstuhlfahrer bin.“ Sportler*innen definieren sich über die Leidenschaft zum Sport und die Erfolge, ob mit oder ohne Behinderung.
Schaffelhuber, Eskau und Rothfuss sind vielschichtige Persönlichkeiten, die Profisportlerinnen sind, einem Beruf nachgehen und Vorbilder für die nächste Generation sind. Nicht nur für junge Menschen mit Behinderung, sondern für alle Nachwuchssportler*innen.
Im Breitensport gibt es bereits inklusive Trainings, doch es muss noch viel passieren: Menschen mit und ohne Behinderung leben hierzulande immer noch zu häufig nebeneinander statt miteinander. Förderschulen, Behindertenwerkstätten, Behindertenwohnstätten. Diese sperrigen Begriffe bilden Lebensrealitäten ab, die abgrenzen. Wenn man zu wenig über einander weiß, bezeichnet man eine Behinderung schnell als „Schicksal, das überwunden werden muss“.
Doch viele behinderte Menschen leben einfach mit der Behinderung, nicht trotz ihr. Ist man sich dessen bewusst, verschiebt sich der Fokus auch bei den Paralympics von der Behinderung auf die sportliche Leistung.
Kommentar Paralympics: Es geht um den Sport
Bei den Paralympics geht es um Spitzensport und nicht um Behinderung. Die Berichterstattung berücksichtigt das immer noch nicht genug.
Anna Schaffelhuber beim Riesenslalom Foto: reuters
Bis zum Sonntag finden die Paralympics in Pyeongchang statt. 20 deutsche Sportler*innen kämpfen in sechs Disziplinen um Medaillen. Diese Namen sollte man sich unter vielen anderen merken: Schaffelhuber – Eskau – Rothfuss. Alles Frauen, alles Spitzensportlerinnen. Andrea Rothfuss ist Skirennläuferin, Andrea Eskau Handbikerin, Skilangläuferin und Biathletin. Anna Schaffelhuber fährt Monoskibob. Alle haben eine Behinderung, sonst würden sie nicht bei den Paralympics starten. Welche Diagnosen haben sie? Sie sind Medaillengewinnerinnen.
Die geschäftsführende Bundesbehindertenbeauftragte bescheinigt in der Süddeutschen Zeitung der Berichterstattung über die Wettkämpfe eine Verbesserung. Früher konzentrierten sich die Reporter*innen vor allem auf das Schicksal des Einzelnen, mittlerweile stünde die sportliche Leistung im Vordergrund. Trotzdem muss Anna Schaffelhuber in einem Interview noch erklären: „Ich mache den Sport nicht, weil ich Rollstuhlfahrer bin.“ Sportler*innen definieren sich über die Leidenschaft zum Sport und die Erfolge, ob mit oder ohne Behinderung.
Schaffelhuber, Eskau und Rothfuss sind vielschichtige Persönlichkeiten, die Profisportlerinnen sind, einem Beruf nachgehen und Vorbilder für die nächste Generation sind. Nicht nur für junge Menschen mit Behinderung, sondern für alle Nachwuchssportler*innen.
Im Breitensport gibt es bereits inklusive Trainings, doch es muss noch viel passieren: Menschen mit und ohne Behinderung leben hierzulande immer noch zu häufig nebeneinander statt miteinander. Förderschulen, Behindertenwerkstätten, Behindertenwohnstätten. Diese sperrigen Begriffe bilden Lebensrealitäten ab, die abgrenzen. Wenn man zu wenig über einander weiß, bezeichnet man eine Behinderung schnell als „Schicksal, das überwunden werden muss“.
Doch viele behinderte Menschen leben einfach mit der Behinderung, nicht trotz ihr. Ist man sich dessen bewusst, verschiebt sich der Fokus auch bei den Paralympics von der Behinderung auf die sportliche Leistung.
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Leben mit Behinderung
Kommentar von
Judyta Smykowski
Autorin
Judyta Smykowski, geboren 1989 in Hamburg, Studium des Onlinejournalismus und Kulturjournalismus in Darmstadt und Berlin, arbeitet als Texterin und Referentin beim Berliner Sozialhelden e.V. und als freie Redakteurin bei der taz. In ihrer Kolumne schreibt sie über das Leben mit Rollstuhl und den Umgang der Gesellschaft mit behinderten Menschen.
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