taz sachen: taz goes Berlinale
Es gibt gute Gründe, ins Kino zu gehen – nicht nur jetzt zur Berlinale. Die Liebe zum Film natürlich, vielleicht ein Date oder sogar die Haltung zu Netflix & Co. Was für mich den Zauber ausmacht, ist, für gesegnete 90 Minuten alles andere um mich herum vergessen zu dürfen – zum Beispiel die Arbeit.
Das klappt jedoch nicht immer. Auch nicht zur Premiere der Doku „Aggregat“ auf der Berlinale. Der Film reiht unverstellte Beobachtungen aus dem Polit- und Medienbetrieb aneinander: peinliche SPD-Bürgersprechstunden in Sachsen, gelangweilte Besuchergruppen im Bundestag – und Journalisten bei ihrer Arbeit. Vom MDR, von Bild, ZDF – und von der taz. Plötzlich gucken mich vertraute Gesichter von der Kinoleinwand an.
Zuerst meine Kollegin Sabine am Orde, die auf einer Pressekonferenz der AfD sitzt und schmunzelt, als der Kollege neben ihr eine süffisante Frage stellt. Schnitt. Redaktionskonferenz der taz, die Themen des Tages werden vorgestellt. Langsam stellt sich die Erinnerung an den Besuch des Filmteams um Regisseurin Marie Wilke ein, irgendwann im Juli letzten Jahres. Schnitt. Seite-1-Redakteur Lukas Wallraff hält eine Titelseite hoch, auf der ein Panda zu sehen ist, und erklärt, was das mit der Asylpolitik Deutschlands zu tun hat. (Das wird hier nicht verraten.) Es sind sehenswerte Szenen, weil sie den Medienbetrieb zeigen und auch hinterfragen. (Freuen Sie sich auf die Aufnahmen bei der Bild-Zeitung.) Und es ist ein sehenswerter Film, weil er auf unaufgeregte Weise nachdenklich stimmt. Auch ein guter Grund, ins Kino zu gehen. Ralf Pauli
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