Ingo Arzt über die Petition „1 Euro am Tag für den ÖPNV“: Der Diesel war sehr groß
Was wäre das für ein Signal aus Deutschland: Schaffen wir eine Subvention ab, die Menschen die Lungen kaputt macht und die Umwelt zerstört. Stecken wir das Geld in den Nahverkehr. Schaffen wir die Begünstigung des Diesels ab. Jetzt. Endlich.
Das fordert jetzt die Petition einer Initiative um den Verkehrsexperten Heinrich Strößenreuther. Der Mann hat recht. Die Debatte über das Diesel-Privileg ist jahrzehntealt, selbst der VW-Chef fordert jetzt, dass es weg muss. Nächste Woche könnte das Bundesverwaltungsgericht den Weg für Diesel-Fahrverbote in den Innenstädten ebnen. Herr: Es ist Zeit. Der Diesel war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Subventionen.
Beide Themen miteinander zu verknüpfen – Nahverkehr billiger machen und das mit den Diesel-Milliarden finanzieren – ist schlicht und einleuchtend. Die Rede ist explizit davon, den ÖPNV billiger – nicht kostenlos – zu machen, denn zu Recht warnen Experten davor, dass Bus- und Bahnlinien dem Ansturm der Fahrgäste sonst nicht gewachsen wären. Aber 1 Euro pro Tag für den ÖPNV – das wäre ein starkes Zeichen des Beginns einer echten Verkehrswende.
Nur auf die Umsetzung käme es an: Sie müsste allmählich erfolgen, und parallel müsste gerade an die Menschen im ländlichen Raum gedacht werden. Denn was bringt billiger Nahverkehr in der Stuttgarter Innenstadt, wenn die Busse nach, sagen wir mal, Auenwald, nur alle halbe Stunde fahren?
Auch lässt sich in Innenstädten leicht aufs Auto verzichten, in Hamburg oder Berlin gibt es an jeder Straßenecke einen Carsharing-Anbieter. In ländlichen Regionen wird sich das für kommerzielle Anbieter nie lohnen. Hier könnten Kommunen Carsharing-Kontingente ausschreiben, ähnlich wie beim Nahverkehr. Das alles subventioniert von den Diesel-Milliarden und kommuniziert als Kompensation für die vielen Pendler, die durch die Abschaffung der Subvention belastet würden. Aber eins nach dem anderen: Erst mal: Diesel-Privileg abschaffen, Nahverkehr ausbauen. Ganz simpel.
wirtschaft + umwelt
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