piwik no script img

Roboter im Schwefeldampf

Reisereporter Dennis Gastmann stellt sein Japan-Buch „Der vorletzte Samurai“ im Norden vor

Von Alexander Diehl

Was heute China ist, war mal Japan, eine beeindruckende aufstrebende Wirtschaftsmacht also, oder halt maximale Bedrohung für westliche Wohlstandsgewissheit. Ende der 1950er-Jahre bejammerte etwa die deutsche Textilindustrie, nicht mithalten zu können mit den Japan-Importen zu Preisen, wie sie heute Kik aufruft. Irgendwann platzte diese und jene Blase, und die derzeit drittvoluminöseste Volkswirtschaft flößt, so schreiben’s die Wirtschaftsteile, keinem mehr Angst ein. Auch die popkulturelle Faszination, in den 1980er-Jahren noch deutlich spürbar, ist weiter gewandert.

Nun bestimmt die Wahrnehmung Japans bis heute aber nicht das Ähnliche, sondern der Blick aufs Trennende, angeblich so nicht zu Verstehende: Samurai und übersteigerter Ehrbegriff, Teezeremonie und Zen-inspiriertes Kiesgärtchen. Ein wenig raunt es so auch im jüngsten Buch von Dennis Gastmann, den der deutsche Buchbetrieb gern damit betraut, ein am grünen Tisch überzeugendes Konzept dann auch durchzuexerzieren: Der Mann geht nun mal wirklich nach Canossa, Sünden büßen (und macht ein Buch draus).

Für „Der vorletzte Samurai“ (Rowohlt Berlin, 256 S., 19,95 Euro) hat der ARD-Reporter mit seiner Frau Natsumi – Mutter Japanerin, „Vater kommt vom Bodensee“, sie selbst aufgewachsen im Alten Land – nun also Japan bereist, und manches, auf das er dabei trifft, wirkt geradezu vertraut in seiner behaupteten Fremdheit, vom neon- nein, LED-flackernden „Roboterrestaurant“ bis zur Abgeschiedene-heiße-Quellen-Anekdote. Dem Vergnügen, einem so geschmeidigen Erzähler bei der Sinnstiftung beizuwohnen, tut das keinen Abbruch.

8. 2., Bad Oldesloe, Kultur- und Bildungszentrum Beer-Yaacov-Weg; 10. 2., Theater Bremen; 14. 2., Hannover, Pavillon; 15. 2., Kiel, Studio; 16. 2., Rotenburg/Wümme, Stadtbibliothek; 18. 2., Hamburg, Uebel & Gefährlich; 20. 2., Hildesheim, Buchhandlung Decius; 21. 2., Leer, Kulturspeicher; 23. 2., Bremerhaven, Capitol; 27. 2., Nordhorn, Stadtbibliothek

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen