Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Was uns diese Woche bewegt: Soziopathen, Sozialdemokraten und die Frage, welcher US-Präsident zu Harrys Hochzeit eingeladen wird.
t az: Herr Küppersbusch, gesundes Neues! Was war schlecht im vergangenen Jahr?
Friedrich Küppersbusch: Wenn dir Facebook an Silvester um 23.45 Uhr „neue Freundschaftsvorschläge“ sendet, weißt du, dass der Algorithmus dich für einen kompletten Soziopathen hält.
Und was wird besser in diesem?
Der 500-Euro-Schein wird abgeschafft. Kann ich jemandem dabei helfen ?
Die Union streitet über den Familiennachzug. Parteivize Armin Laschet will die harte Haltung aufgeben, die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer daran festhalten. Hardliner gegen Weichliner, wer gewinnt?
Eyeliner. Schon unter den Nomaika – Verhandlungen drang aus einzelnen CSU-Brutreaktoren, da sei „Einzelfallprüfung“ das Mittel der Wahl. Nun hat das Berliner Verwaltungsgericht einen solchen Einzelfall eines 16- jährigen kriegstraumatisierten Syrers geprüft. Und befunden: minderjährig, seelisch krank, keine Eltern – unmenschlich. Nachdem man von insgesamt rund 60.000 solcher Schicksale ausgeht, wäre jede Regierung gut beraten, 60.000 Verwaltungsgerichtsverfahren zu vermeiden und eben eine gesetzliche Regelung zu finden. Damals zerschoss die rumpelstilisierte FDP den angebahnten Kompromiss. Nun, augenwisch und weg, tanzen CDU-Protagonisten die gehabte Debatte nochmal eurythmisch nach und dann einigt sich die Groko genau so. Andernfalls: AfD am Hals. Laschet und andere Merkelianer sehen die Gefahr, dass es sonst eine Zwangsehe aus Union, AfD und FDP gäbe bei dem Thema.
Eigentlich hat Sigmar Gabriel derzeit nicht viel zu melden: Mitsondieren darf er nicht. Und trotzdem formuliert er aus dem Off Bedingungen für eine neue Groko. Kann er nicht loslassen?
Es verführt, an die klassische Strauß-Stoiber-Rochade zu denken: Kohl und Merkel ließen jeweils ihren CSU-Rivalen den Vortritt, sich als Kanzlerkandidaten zu verhorsten, um danach unumstritten zuzugreifen. Gabriels schwieriges Wort darin ist „unumstritten“ – das isser nicht. Sein Talent, am Fluss zu sitzen, bis die Leichen seiner Feinde darin vorbei schwimmen, zerbricht an seinem Temperament. Er hüpft aufgeregt am Ufer und brüllt „Mach schon, du Fluss-Arsch!“
Die US-Kongressbibliothek will ab 2018 nicht mehr jede Twitternachricht der Welt, sondern nur noch ausgewählte archivieren. Wo können wir in 20 Jahren die Tweets von Money Boy oder der Deutschen Polizeigewerkschaft nachlesen?
Bedenkt man, dass bereits die Stasi an ihrem händisch erstellten Datenwust erstickte, ist das eine gute Nachricht. 144 Zeichen, kann so raus.
Die ostdeutschen Bundesländer und Berlin sollen 185 Millionen Euro aus dem ehemaligen Vermögen der SED erhalten. Kommen jetzt doch noch blühende Landschaften?
Von Herkunft her: „Provisionen“ – man mag sagen Schmiergelder – die die DDR von ausländischen Firmen kassierte. Gute Idee, alle Schmiergelder ins Gemeinwohl zu überführen. Hier ist uns der Sozialismus doch überlegen.
Prinz Harry hat für die BBC mit Barack Obama geplaudert. Am Ende weiß man trotzdem nicht, ob nun die Obamas oder die Trumps zu Harrys Hochzeit eingeladen werden. Gut, dass Harry-Prinz kein Journalist ist, oder?
Obama monierte im Interview als „eine der Gefahren des Internets, dass die Menschen vollkommen unterschiedliche Realitäten“ hätten. Ausdrücklicher ging er auf die Personalie seines Nachfolgers nicht ein. In irgend einer dieser Realitäten können beide zu der Sause kommen.
In Katalonien will sich die Region „Tabarnia“ von den nach Unabhängigkeit strebenden Separatisten abspalten. Die Spalter von den Spaltern also. Wann zieht Bayern nach?
Abwarten, wie die Brexit-Unterhändler das mit Nordirland hinbekommen. Im Ergebnis brauchen sie einen Austritt Nordirlands aus dem britischen EU-Austritt. So als bliebe München bundesdeutsch, während Bayern sich … äh … von Spanien lossagt? Auf Irisch? Kann ich die Frage nach dem Neujahrskater nochmal haben, bitte?
Sieben Tonnen Kokain haben Zoll und Polizei 2017 in Deutschland beschlagnahmt. Auch im Rest der Welt scheint es eine „Kokainschwemme“ zu geben. Was ist da los?
„Angebot schafft Nachfrage“, erklärt das BKA. Die lateinamerikanischen Kartelle befleißigten sich effizienter Methoden der Landwirtschaft, und die größeren Ernten würden via GPS auf Containern nach Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam gelotst. So spießig das klingt: Wird es einem nicht oft angeboten, kommt man dran vorbei. Und das ist besser.
Und was machen die Borussen?
Schlagzeile auf der BVB-Homepage: „Der Winterschlussverkauf beginnt“. Ich so: Geil, verkauft die Krampen. Homepage so: Nee, kauf noch ’n alten Schal.
Fragen: KSCH
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