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„Das Unbehagen ist groß“

Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte über ein Jahr des Aufstands der Fußballanhänger

Michael Gabriel

Der Diplom-Sportwissenschaftler leitet seit 2006 die Koordinationsstelle Fanprojekte der Deutschen Sportjugend.

taz: War 2017 ein Jahr des Aufstands der Fußballfans?

Michael Gabriel: Das Zweitliga­spiel Karlsruher SC – Dynamo Dresden kann man als den Beginn der Proteste bezeichnen. Danach hat sich gezeigt, dass diese Bewegung nicht auf einen Ort oder Verein beschränkt ist. Der überwiegende Teil der deutschen Fanszene hat sich dieser Kampagne angeschlossen.

Woher kommt das Unbehagen?

Diese Entwicklung hat sich lange angedeutet, denn Fans fordern seit mehr als 20 Jahren, stärker einbezogen zu werden. Seit zehn Jahren gibt es zwar einen offiziellen Dialog der beiden Dachverbände DFB und DFL mit den Fans, der jedoch von ihnen mehrmals frustriert abgebrochen wurde. Das alles hat sich nun in der brachialen Losung „Krieg dem DFB“ zugespitzt.

Wie kommt man aus dem Dilemma heraus?

Christian Seifert formuliert es ja für die DFL so: Der Erfolg des Fußballs in Deutschland beruhe auf drei Säulen – ein spannender und integrer Wettbewerb, wirtschaftliche Solidität und seine Nähe und Durchlässigkeit zur Gesellschaft. Mein Eindruck ist, dass in die ersten beiden Säulen sehr viel investiert worden ist – nicht nur finanziell, sondern auch ideell – und dass die dritte Säule stiefmütterlich behandelt wurde. Das rächt sich jetzt.

Und die Vereine?

Hier lohnt ein Blick zu Vereinen, die glaubwürdig und kontinuierlich die Faninteressen einbinden. Zum Beispiel zum FC St. Pauli oder zu Union Berlin. Dort tragen die Potenziale der Fankultur dazu bei, dass die Vereine eine unverwechselbare Identität bekommen haben, was sportlichem Erfolg offensichtlich nicht im Wege steht.

Interview: Ulrike John/dpa

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