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heute in hamburg„Der Inbegriff bürgerlicher Arbeit“

privat

Jana Papenbroock, 34, macht Dokumentarfilme. Diese handeln oft von der Repräsentation marginalisierter Menschen und Grenzpraktiken.

Interview Adèle Cailleteau

taz: Frau Papenbroock, Ihr Film ist ein Por­trät dreier Künstler mit Behinderungen. Was ist das besondere an ihnen?

Jana Papenbroock: Künstler auf dem freien Markt sind meist neurotypisch und verstehen Kunst oft als ein Außerhalb der Gesellschaft oder ein liberalistisches Mittel, ein nicht-konformes Leben zu führen. Für die drei ist es genau das Gegenteil. Sie sind Künstler, um an der Gesellschaft teilzuhaben und sich als Gemeinschaft zu solidarisieren. Für sie ist Kunst der Inbegriff bürgerlicher Arbeit.

Was bedeutet die Kunst für sie?

Es ist ein Ausdruck ihrer Selbstbestimmung, eine nicht-entfremdende Arbeit, die sie sich ausgesucht haben und gerne tun. Sie arbeiten auch als Kunstvermittler an einer Grundschule in Altona, wo sie die Möglichkeit haben, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Kaum jemand greift das Wissen von Menschen mit Behinderungen auf, es wird nicht bewahrt.

Wie macht man Inklusion richtig?

Inklusion ist ein politisches Schlagwort, das eigentlich den Ausschluss von Menschen mit Behinderungen verhindern soll. Aber es wird sehr oft paternalistisch gebraucht. Der Begriff wird meist von Menschen ohne Behinderungen in einen Monolog über die zu Inkludierenden anstatt eines Dialogs benutzt.

Was wollen Sie mit dem Film erreichen?

Wir haben den Film zu viert gemacht, die drei Protagonisten und ich. Es ging darum, Grenzpraktiken zu politisieren. Man naturalisiert meist die Unterscheidung zwischen dem wissenden Dokumentarfilmer und dem Subjekt – das wird hier aufgebrochen. Die Protagonisten haben mit ihren eigenen Kameras mitgefilmt, auch das Drehbuch haben sie mitgeschrieben. Der Film versucht, verschiedene Perspektiven in einem offenen Gespräch koexistieren zu lassen, um unterschiedliche Lebens- und Wissensformen anzuerkennen.

Was haben Sie von dieser Erfahrung gelernt?

Ich bin sehr dankbar, dass ich mit ihnen arbeiten durfte. Sie sind Freunde geworden, von denen ich viel gelernt habe. Zum Beispiel, dass die einseitige Fixierung auf das finale Produkt oft falsch ist. Es geht um das, was man gemeinsam als Lebenspraxis erschafft, um zwischenmenschliche Beziehungen und Zusammenarbeit. Ich bin auch dabei zu lernen, gelassener mit den Filmen umzugehen. Ich versuche nicht mehr, alles zu bestimmen, sondern Platz für das Unerwartete und die Vielstimmigkeit zu lassen.

Filmvorstellung„Warum lacht Herr W.?“ mit Regisseurin und Protagonisten: 20 Uhr, B-Movie, Brigittenstraße 5

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