piwik no script img

Europäische PolizeibehördeErstmals eine Frau an der Spitze

Europol gilt als Männerbastion. Im Exekutivkomitee der Behörde war Catherine De Bolle bisher die einzige Frau. Nun wurde sie zur Chefin gewählt.

„Dies ist ein Zeichen für alle Frauen, dass noch viel möglich ist“, meint Catherine De Bolle Foto: dpa

AMSTERDAM taz | Am Ende war es eine knappe Entscheidung für die bisherige Generalkommissarin der belgischen Polizei: Drei Wahlrunden benötigte Catherine De Bolle, um sich gegen ihre beiden Konkurrenten aus den Niederlanden und Tschechien durchzusetzen. Schließlich stimmten die europäischen Innenminister erstmals für eine Frau an der Europol-Spitze. Ab Mai wird De Bolle, die aus dem ostflämischen Städtchen Ninove kommt, in Den Haag dem Briten Rob Wainwright nachfolgen.

In der Rolle der Pionierin kennt Catherine De Bolle sich aus: 2012 bekam sie, ebenfalls als erste Frau, die Leitung über die föderale Polizei Belgiens. Nie zuvor hatte eine so junge Person dieses Amt inne. Zuvor war sie Polizeidirektorin in ihrer Heimatstadt. „Vor fünf Jahren regelte sie noch den Verkehr in Ninove“, bemerkte die Tageszeitung Het Nieuwsblad. Eine steile Karriere, vor allem, wenn man bedenkt, dass die künftige Europol-Chefin sich 2015 in einem Interview als Anhängerin „kleiner Schritte“ zeigte. Damit, sagte sie, ließe sich die Welt verändern.

Ihre eigenen führten sie vor zwei Jahren auch ins Exekutivkomitee von Interpol. Noch ein Gremium, wo De Bolle als einzige Frau vertreten ist. Sie ist sich dieser Position deutlich bewusst: „Wenn ich etwas sage, was nicht besonders beliebt ist, bleibt es länger im Gedächtnis“, sagte sie einmal. Nach ihrer Wahl an die Europol-Spitze äußerte sie dementsprechend nicht nur Freude und Stolz: „Dies ist ein Zeichen für alle Frauen, dass noch viel möglich ist.“

Als sie die Leitung der belgischen Polizei übernahm, zeigten sich alte Wegbegleiterinnen überrascht. Die jüngere Schwester sagte zu belgischen Medien, Catherine sei „immer sanft“ und „ein echtes Mädchen gewesen“. Laut einer Schulfreundin war sie „zu lieb“, um Polizistin zu werden. So falsch kann frau also liegen!

Heute ist eines von Catherine De Bolles Mottos: „Langweile mich nicht mit Problemen, sondern überrasche mich mit Lösungen.“ Hobbys hat sie nach eigenen Angaben seit zwanzig Jahren nicht mehr. Ihren Mann und die drei Söhne sah sie in den letzten Jahren bereits fast nur noch am Wochenende.

Weil De Bolle nur 1,64 Meter misst, wurde ihre erste Bewerbung abgelehnt, als sie zur damaligen belgischen Gendarmerie wollte. Stattdessen studierte sie Jura, um im zweiten Versuch doch noch eine Offiziersausbildung an einer Gendarmerie-Schule zu machen. Später sagte sie dann: „Ich habe mehr als einen Job, ich habe eine Mission. Ich will, dass die Belgier der Polizei vertrauen können.“

Letzteres ist ein ziemlich großes Vorhaben: Dank diverser Ermittlungspannen wie zuletzt im Rahmen islamistischer Anschläge hätte Catherine De Bolle in Belgien noch einiges zu tun gehabt. Nun geht sie für mindestens vier Jahre nach Den Haag. Ihr Motto, ihre Erfahrung und Expertise in den Dienst der Bevölkerung und ihrer Sicherheit zu stellen nimmt sie mit.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Na Servus!

     

    Aber ganz genderneutral & op jot kölsch -

    Schmier - bleibt Schmier!

    Si´cher dat. Da mähtste nix.

    Normal-.