Kommentar von Stefan Alberti über das Dauerthema Flughafen: Aus den Fehlern lernen heißt fertig werden
Stefan AlbertiRedakteur für Landespolitik
Es ist Andreas Otto, der das eigentliche BER-Problem im Abgeordnetenhaus auf den Punkt bringt. Dass es erneute Berichte über Mängel gibt, ist an sich schon schlimm genug. Doch was den Grünen noch mehr beunruhigt, ist die Tatsache, dass es bei diesen neuen Klagen um alte Themen geht: um Brandschutz, um Türen. Über 2.000 Tage sind seit der geplatzten Eröffnung im Jahr 2012 vergangen, 2.000 Tage, in denen es nicht gelungen ist, diese Probleme zu lösen.
Da kann einen schon das Bedürfnis überkommen, zu dokumentieren, dass man es damals schon besser gewusst hat. Das passiert an diesem Morgen dem SPD-Abgeordneten Jörg Stroedter. Der erinnert daran, dass er schon 2012 dafür gewesen sei, die ganze viel zu komplizierte Technik rauszureißen und ein viel simpleres System einzubauen.
Recht hat er, der Jörg Stroedter, mit jedem Tag mehr, an dem klarer wird, wie abstrus die Idee war, den Riesenbau zum Versuchsobjekt für eine zuvor an keinem Flughafen erprobte Entrauchungsanlage zu machen. Doch was bringen solche Ex-post-Betrachtungen? Nichts außer der Einsicht, es beim nächsten Flughafenbau besser zu machen – und am besten auch bei jedem anderen Bau.
Dummerweise sieht es so aus, als werde alles noch später. Die Horrorvision dazu formuliert im Parlament der AfDler Frank-Christian Hansel: Er freue sich darauf, dass 2021 – dann steht die nächste Abgeordnetenhauswahl an – eine bürgerliche Regierung, an der die AfD natürlich beteiligt sei, den Flughafen eröffnet.
Unglaublich? Eine Lachnummer? Aktuell ja. Doch Ende 2015 hat auch kaum jemand anders über die Forderung einer damaligen Splitterpartei gedacht, den Flughafen Tegel offen zu halten – im September aber hat die FDP damit einen Volksentscheid gewonnen. „Der immer noch nicht erfolgten BER-Eröffnung haben wir die komplett sinnlose Tegel-Kampagne zu verdanken“, meint SPD-Mann Stroedter. Genau – und in gleicher Weise können zwei, drei weitere Jahre Verzögerung Hansels Vision näher rücken lassen. Ein größere Motivation, am BER endlich fertig zu werden, kann es kaum geben.
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