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1. Als Vorstandsvorsitzender ist Winkelmann "Arbeitgeber", aber nicht Arbeitnehmer.
2. Sein Salär finanziert der Hauptaktionär, nicht die Insolvenzmasse oder gar die Arbeitnehmer.
3. Winkelmann hat sich nicht bei Air Berlin beworben, sondern umgekehrt.
4. Auch der Insolvenzverwalter bekommt jeden Cent, den er berechnet.
5. Boateng hat letztes Jahr kaum gespielt, sich aber eine Villa für EUR 7,4 Mio. gekauft.
"Wir verneigen uns vor Thomas Winkelmann, dem Vorkämpfer für die Befreiung aus der Knechtschaft der Lohnarbeit!"
Noch ist nicht alles verloren, denn es gibt sie noch, die wahren Helden. Ehre wem Ehre gebührt - auch ich verneige mich! Thomas Winkelmann, du bist ein großer Deutscher, ein vorbildlicher Europäer, ein überzeugter Transatlantiker und nicht zuletzt ein kämpferischer Arbeitsloser und Vorbild für Millionen Leidensgenossen! Segne uns und bitte für uns, Thomas, zeig uns den Weg zum Grundeinkommen, erlaub uns, Dir zu folgen und zu Dir aufzuschauen!
Große Batteriespeicher werden wichtiger für die Energiewende. Laut einer Studie verfünffacht sich ihre installierte Leistung in den nächsten 2 Jahren.
Kolumne Liebeserklärung: Winkelmanns ALG 0
Air Berlin geht pleite, aber nicht der Chef. Der hat sich vertraglich zusichern lassen, dass er auch bezahlt wird, wenn er gar nicht mehr arbeitet.
Er ist ein Vorbild zur Abschaffung der Lohnarbeit Foto: ©Tom
Air Berlin fliegt in die Insolvenz, in genau einer Woche ist endgültig Schluss. Der Abschied fällt den 8.000 Beschäftigten sichtlich schwer – der Pilot des letzten Interkontinentalflugs drehte gar vor der finalen Landung eine spektakuläre Ehrenrunde um den Düsseldorfer Tower. Aber wie das so ist unter Ehrenmännern: Der Kapitän geht als Letzter von Bord. Beziehungsweise in diesem Fall: Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann dreht noch drei Jahre lang weitere Ehrenrunden.
Er hat sein Himmelfahrtskommando erst im Februar angetreten und ist nun krachend gescheitert. Das ist sicher nicht leicht für den Mann. Daheim lacht die Frau ihn aus, die Kumpels im Kegelklub tuscheln hinter vorgehaltener Hand, und er muss schon wieder sein Büro ausräumen. Solche menschlichen Härten müssen kompensiert werden.
Deshalb hat Winkelmann sich eine Art ALG 0 in den Vertrag schreiben lassen: Sein Jahresgehalt von 950.000 Euro wird in jedem Fall vier Jahre lang ausgezahlt, egal ob er dann noch arbeitet oder zu Hause auf dem Sofa liegt.
Mit irgendwelchen Sonderzahlungen und Boni, die es für erfolgreiche Manager zur Motivationssteigerung ja immer gibt – immerhin hat der Mann es geschafft, den Laden mehrere Monate lang am Leben zu halten –, macht das etwa 4,5 Millionen. Gesichert durch eine Bankbürgschaft, damit das sauer nicht verdiente Geld nicht in der Insolvenzmasse verschwindet. Und das ist auch gut so!
Ordentliche Grundsicherung
Winkelmann zeigt uns, dass die Zukunft der Arbeit nur im bedingungslosen Grundeinkommen liegen kann. Sein Vertrag wird damit gerechtfertigt, dass er sich nur bei entsprechender Absicherung wirklich für so eine schwierige Aufgabe engagieren konnte. Eben!
Zahlen wir also allen eine ordentliche Grundsicherung, dann finden wir sicherlich die Kraft, auch herausfordernde Aufgaben anzugehen. Es müssen ja nicht gleich 4,5 Millionen sein, aber wir müssen ja auch nicht etwas so Unangenehmes tun, wie eine marode Billig-Airline kaputtzumachen, sondern nur Alte pflegen oder Jugendliche trainieren.
Wir verneigen uns vor Thomas Winkelmann, dem Vorkämpfer für die Befreiung aus der Knechtschaft der Lohnarbeit!
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Kommentar von
Heiko Werning
Autor
Heiko Werning ist Reptilienforscher aus Berufung, Froschbeschützer aus Notwendigkeit, Schriftsteller aus Gründen und Liedermacher aus Leidenschaft. Er studierte Technischen Umweltschutz und Geographie an der TU Berlin. Er tritt sonntags bei der Berliner „Reformbühne Heim & Welt“ und donnerstags bei den Weddinger „Brauseboys“ auf und schreibt regelmäßig für Taz und Titanic. Letzte Buchveröffentlichung: „Vom Wedding verweht“ (Edition Tiamat).
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