: Die Grundschule in Yach macht dicht
Von Benno Stieber
Die Kleinen auf dem Land erwischt es zuerst. Die Siebenfelsen Grundschule in Yach ist derzeit geschlossen – wegen Lehrermangel. Vier Lehrer bräuchte das Dorf im südlichen Schwarzwald, 30 Kilometer von Freiburg entfernt, um die zwischen 20 und 30 Schüler in einer der kleinsten Schulen des Landes zu unterrichten. Doch diese Lehrkräfte gibt es derzeit nicht. Deshalb müssen die Yacher Grundschüler jetzt mit dem Bus ins benachbarte Elzach fahren. In Yach hoffen sie, dass die Siebenfelsenschule zum Schuljahr 2019/19 wiedereröffnet wird. An vielen Schulen im Südwesten fehlt es an Lehrern. Nach Schätzungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fehlen landesweit 700 Stellen, das Kultusministeriums spricht von 455.
Der Mangel war lange bekannt. Doch die Landesregierungen der letzten zehn Jahre kalkulierten wie im Rest der Republik mit sinkenden Schülerzahlen, senkten die Studienplätze an den pädagogischen Hochschulen und sparten Lehrerstellen ein. Heute fehlen etwa 20 bis 30 Prozent der früheren Studienplätze. Stattdessen wuchsen die Schülerzahlen und der Bedarf an Grundschullehrern. Vor allem durch die Zuwanderung der letzten Jahre. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) räumt ein, dass in der Vergangenheit „einiges verschlafen worden“ sei. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz hat den Stellenabbau unter Grün-Rot beendet. Im neuen Haushaltsjahr will sie für mehr Lehrerstellen kämpfen.
Besonders negativ wirkt sich der Lehrermangel bei der Inklusion aus. Michael Hirn, Schulleiter der Helene-Fernau-Horn-Schule in Stuttgart, beklagt, schon zu Schuljahrsbeginn könne er 40 Stunden nicht besetzen. Seine Grund- und Werksrealschule mit einem Ganztagskonzept ist spezialisiert auf Sprachförderung von Kindern. Dabei sind Sonderpädagogen auch ohne akuten Lehrermangel knapp. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als die sprachlichen Förderstunden zu streichen“, sagt Hirn, also genau das Angebot, dessentwegen die Schüler diese Schule besuchen.
8.000 Stellen könnten schon 2030 in Ba-Wü fehlen, schätzt die GEW. Das Kultusministerium will bis dahin arbeitslose Gymnasiallehrer an die Grundschulen locken. 2.500 neue Lehrer könnten so rekrutiert werden. Vorausgesetzt, sie sind zu zwei Jahren Fortbildung und weniger Lohn bereit.
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