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Fahrgäste entlasten Stadtsäckel

FahrkartenDer HVV erhöht trotz seiner Rekordeinnahmen wieder die Ticketpreise für Bahnen und Busse. Die Linke kritisiert die Abkoppelung der Tarife vom Einkommen

Die Öffentlichen

Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) umfasst Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Seine 30 Mitgliedsunternehmen transportierten 2016 770 Millionen Fahrgäste.

Die Hamburger Hochbahn AG betreibt die vier Hamburger U-Bahn-Linien und einen Großteil des Hamburger Busnetzes. Sie ist der größte Dienstleister im HVV und gehört zu hundert Prozent der Stadt Hamburg.

Die S-Bahn Hamburg GmbH ist der zweitgrößte Partner im HVV. Daneben gibt es noch drei AKN-Bahn-Linien, 649 Buslinien sowie sechs von der HADAG betriebene Fährlinien im Hafen und auf der Elbe.

von Marco Carini

Rekord-Besucherzahl, Rekord-Einnahmen, Rekord-Kostendeckungsgrad: Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) ist in der Erfolgsspur. Doch für seine NutzerInnen bedeutet das immer vollere Abteile und immer höhere Kosten. Anfang 2018 soll nun die nächste Preiserhöhung folgen – um durchschnittlich nur „1,2 Prozent“, hieß es.

„Geringere Preiserhöhung als in den Vorjahren“, wirbt der HVV und verweist darauf, dass die Preise in den vergangenen Jahren um 1,4 Prozent (2017), 1,9 Prozent (2016) und gar um 2,6 Prozent (2015) gestiegen sind.

Doch genau das ist für Heike Sudmann von der Linken das Problem: „Wie jedes Jahr liegt die Fahrpreissteigerung über der Anhebung der Renten, Hartz-IV-Sätze und Durchschnittseinkommen.“ Während etwa die Hartz-IV-Regelsätze und das Nettoeinkommen von 2009 bis 2015 um rund elf Prozent stiegen, zogen die HVV-Tarife um 18 Prozent an. „Gleichzeitig sind die „Busse und Bahnen immer voller“, kritisiert Sudmann. Während die Fahrgastzahlen seit 2009 um mehr 17 Prozent gestiegen sind, wuchs das Sitzplatzangebot durch Taktverdichtung und Zusatzstrecken tatsächlich nur um gut sechs Prozent.

Zwar ist die Hamburger Hochbahn, der größte Partner im HVV, nach wie vor auf staatliche Zuschüsse angewiesen. Die stetigen Preiserhöhungen und Fahrgastzuwächse haben aber dazu geführt, dass sie mit 91,6 Prozent (2016) einen höheren Kostendeckungsgrad einfährt als jedes andere öffentliche Verkehrsunternehmen in Deutschland. Bundesweit liegt die durchschnittliche Kostendeckungsquote bei gerade mal 76 Prozent. Allein von 2015 auf 2016 sanken die Zuschüsse der Stadt Hamburg an die Hochbahn von 60 auf 50 Millionen Euro.

Neben der Linken hält auch die FDP die Preiserhöhungen für schlicht überflüssig. Sudmann geht aber noch weiter, fordert die Senkung der HVV-Preise, um der „steigenden Zahl von Menschen mit weniger Einkommen Mobilität zu ermöglichen“.

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