: Fischköppe essen viel Fisch
Fischfang Fast die Hälfte der in Deutschland verzehrten Fische und Meerestiere stammt aus nachhaltigem Fang. Eine Folge ist, dass die Nordsee überquillt vor Heringen und Schollen
Fast jeder zweite der in Deutschland verzehrten Fische und sonstigen Meerestiere stammt aus nachhaltigem Fang. Auf rund 45 Prozent beziffert Matthias Keller, Geschäftsführer des Fisch-Informationszentrums mit Sitz in Hamburg den Anteil der MSC-zertifizierten Ware. Das blaue Siegel des Marine Stewardship Council (MSC) gilt als einziges weltweit anerkanntes Zertifikat für nachhaltig gefangenen Wildfisch – wenngleich einige Umweltverbände die Vergabekriterien für zu industriefreundlich halten.
Der von der deutschen Fangflotte angelieferte Fang stamme gar zu 75 Prozent aus nachhaltiger Bewirtschaftung, sagt Claus Ubl vom deutschen Fischerei-Verband.
Trotzdem sollten VerbraucherInnen beim Kauf auf die Angaben zu Fanggebieten und Fangmethoden achten. Fischstäbchen bestehen zum allergrößten Teil aus zertifiziertem Alaska-Seelachs, Pangasius hingegen stammt aus Aquakultur in Vietnam, die die Mangrovenwälder des Mekong zerstört und Thunfisch zum großen Teil aus Schleppnetzfischerei, der auch Delphine und andere Meeressäuger zum Opfer fallen.
Lachs, Seelachs, Hering und Thunfisch machen drei Viertel der verzehrten Fische aus, heimische Arten wie Makrelen, Sardinen, Zander, Scholle oder Karpfen kommen nur auf Marktanteile zwischen 1,6 und 0,7 Prozent. Wobei sich das Klischee bestätigt, dass die norddeutschen Fischköppe am meisten Fisch essen: 2016 kauften Bremer pro Kopf 6,5 Kilo Fisch und Meerestiere. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern (6,3 kg), Schleswig-Holstein (6,1 kg) und Hamburg (6,0 kg). Schlusslicht ist wie seit Jahren Baden-Württemberg mit 4,5 Kilogramm pro Jahr und Mund.
Der wachsende Anteil an nachhaltig gefangenem Fisch zahlt sich derweil in den heimischen Meeren immer stärker aus. In der Nordsee, aus der immerhin 40 Prozent des deutschen Fangs stammt, weist der Hering mit zwei Millionen Tonnen den höchsten Stand seit Jahrzehnten auf, gleiches gelte für die Scholle mit einer Million Tonnen, berichtet der Deutsche Fischerei-Verband. Auch der Kabeljau, vor zehn Jahren auf dem Tiefstand, habe sich seitdem vervierfacht.
Bei Kabeljau und Ostsee-Dorsch erwägt die EU-Kommission deshalb eine leichte Erhöhung der Fangquoten für 2017, beim Hering hingegen eine Halbierung. Den Fang von Aalen will die EU im kommenden Jahr vollständig – auch für Hobbyfischer – verbieten, weil die Bestände bedroht seien. Das aber liege nicht an den Anglern, glaubt der mecklenburgische CDU-Europaabgeordnete Werner Kuhn zu wissen, sondern an den mit Vorliebe Aal fressenden 40.000 Kormoranen im Lande – 4.000, findet Kuhn, würden auch reichen. Sven-Michael Veit
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