heute in Bremen: „Ein anderes Männerbild“
Tagung Ein Projekt ermöglicht das „Ausleihen“ von männlichen Lehramtstudenten an Grundschulen
54, ist Dozent am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Uni Bremen.
taz: Herr Fantini, warum ist es so wichtig, dass Männer in Grundschulen arbeiten?
Christoph Fantini: Es ist wichtig, damit Jungen und Mädchen schon früh lernen, dass auch Männer sich um Kinder kümmern. Wenn sie in Kindergärten und Grundschulen nicht eine einzige männliche Fachkraft kennenlernen, bleibt das klare Signal „Kümmern um Kleine ist nicht männlich“ einfach in den Köpfen hängen.
Mit welchen Schwierigkeiten haben männliche Grundschullehrer heute noch zu kämpfen?
Die zentrale Schwierigkeit sind verdrehte Geschlechterbilder in den Köpfen. Es muss ein anderes Männerbild verbreitet werden, wo ganz klar wird, dass es kaum etwas männlicheres gibt, als sich zugewandt, liebevoll und professionell um den Nachwuchs und dessen Bildung zu kümmern.
Sind auch äußere Umstände wie die Karrierechancen für den „Männermangel“ verantwortlich?
Wenn man unter Jugendlichen forscht, stellt man fest, dass ihnen die Karrierewege und Verdienstmöglichkeiten oft gar nicht so bewusst sind. Sehr wohl bewusst sind ihnen allerdings die angesprochenen Männlichkeitsklischees.
Welche Erfolge hat Ihr Projekt „Rent a teacherman“ bereits erzielt?
Zunächst lässt sich als Erfolg feststellen, dass der Anteil der männlichen Erstsemesterstudierenden an der Uni Bremen auf 22 Prozent im letzten Wintersemester gestiegen ist. Da in meinem Projekt bereits 14 Studierende mitarbeiten, ist der Männeranteil in Bremer Grundschulen wahrscheinlich so hoch wie in keinem anderen Bundesland. Auch viele Forschungs- und Abschlussarbeiten an der Universität werden inzwischen zum Thema Gender geschrieben.
Als Gastredner haben Sie den Bildungswissenschaftler Klaus Hurrelmann eingeladen. Welche Impulse erhoffen Sie sich von ihm?
Er beschäftigt sich in seiner Bildungs- und Sozialisationsforschung viel mit Jungen und Männlichkeit und ist jemand, der die politische Bedeutung von Geschlechterungleichheiten im Bildungssektor auf den Punkt bringt und somit vielleicht auch auf dieses Thema in seinem Vortrag eingehen wird.
Interview Paulina Hemesath
Fachtagung: 15 Uhr, Haus der Wissenschaft
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