Lebensmittel und ihre Zusammensetzung: Vom Himbeer-Aroma betrogen
Eine Studie zeigt: Viele Kunden fühlen sich von Lebensmittelverpackungen getäuscht und fordern eine deutlichere Kennzeichnung.
„Hochwertige Zutaten wie Himbeeren oder Nüsse werden oft nur in Minimengen eingesetzt und durch Aromen ergänzt“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv. „Die Mehrheit der Verbraucher will das klar und deutlich auf der Verpackung sehen.“
Die Online-Studie, die gemeinsam mit der Georg-August-Universität Göttingen durchgeführt wurde, zeigt ein grundsätzliches Misstrauen von VerbraucherInnen gegenüber Produktaufmachungen: Ein Drittel der 1.200 Befragten glaubt, dass künstliche Geschmacksstoffe in einem Joghurt sind, selbst wenn es keinen Hinweis darauf auf der Packung gibt. Aromen seien zwar nicht unbedingt gesundheitsschädlich, so Müller. „Es entspricht aber nicht dem Verständnis der Verbraucher nach Wahrheit und Klarheit, wenn ein Erdbeerjoghurt nur Erdbeergeschmacksstoffe enthält.“
Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs muss der Gesamteindruck einer Verpackung „wahrheitsgemäß“ sein – mit Zutaten, die gar nicht im Produkt enthalten sind, darf also nicht geworben werden. Dass sich im Avocado-Dip nur zwei Prozent Avocado-Pulver verstecken, muss allerdings nicht vorne stehen. Müller sieht deshalb die Hersteller in der Pflicht, solche Mengenangaben und Aromenzusätze deutlicher zu kennzeichnen.
Der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft BLL kritisiert indes die „pauschalen Beurteilungen“ der Studie. „Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle relevanten Informationen auf der Vorderseite der Verpackung stehen können“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbandes, Marcus Girnau, und empfiehlt Verbrauchern im Zweifel „einen Blick ins Zutatenverzeichnis“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“