piwik no script img

Protest mit Überblick

Protest gegen A 380-Werft und neue Nordsüdlandebahn am Frankfurter Flughafen: Drei Robin Wood-Aktivisten bleiben in den Baumkronen

AUS FRANKFURT AM MAINHEIDE PLATEN

Alex Gerschner schmetterte gestern ein fröhliches „Guten Morgen!“ in sein Handy. Der 40-Jährige harrt seit Sonntag auf einer rund 40 Jahre alten, 20 Meter hohen Kiefer im Bannwald aus – südlich des Rhein-Main-Flughafens. Der Geograf und Robin-Wood-Aktivist ist einer von drei Besetzern, die gegen die Abholzung von rund 21 Hektar Wald für den Neubau einer Wartungshalle für den Riesenairbus A 380 protestieren.

Nach einem Urteil des hessischen Verwaltungsgerichts hatten die Rodungsarbeiten am vergangenen Dienstag begonnen. Alex Gerschner hat aus seiner Hängematte in zwölf Metern Höhe einen guten Überblick. Auf der einen Seite sieht er „intakten Wald“, auf der anderen „viele Polizisten“ und Waldarbeiter, die Bäume fällen. Gerschner hat sich für die Baumbesetzung kein Zeitlimit gesetzt: „Wir machen das hier nicht zum Spaß.“ Der Bau der neuen Nordsüdlandebahn sei nicht nur verkehrs-, sondern auch klimapolitisch eine falsche Weichenstellung. Robin Wood fordert den sofortigen Stopp der Rodung und wirft dem Flughafenbetreiber Fraport vor, die Baumbesetzer durch zu geringen Sicherheitsabstand zu den fallenden Bäumen zu gefährden.

Dies monierte auch die Polizei. Sie hatte sich, nach ersten Rangeleien und Festnahmen, zurückgehalten. „Wir wollen“, so ein Polizeisprecher „eine Eskalation vermeiden.“ Das bestätigt auch Gerschner. Zwar gebe es „immer wieder mal kleine Repressalien“, aber insgesamt habe sich die Lage „etwas entspannt“. Am Donnerstagnachmittag feierten sie die ersten 100 Stunden auf den Bäumen. Gerschner ist „gerührt“ von der Anteilnahme der Bevölkerung: „Auch viele ältere Menschen kommen vorbei, bringen Kaffee und Kuchen.“ Gewählt hat er auch: „Briefwahl, aus dem Baum raus.“

Währenddessen geht der Erörterungstermin zum Ausbau in der Offenbacher Stadthalle nur schleppend voran. Er wird ein halbes Jahr dauern und jeweils an allen Wochentagen außer mittwochs fortgesetzt.

Die BI „Kein Flughafenausbau“ hat heute zu einer neuerlichen Demo aufgerufen. Info-Telefon: (06 11)72 16 00

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen