Einfluss von Sexfilmen auf Jugendliche: Keine Pornos sind auch keine Lösung
Je früher junge Männer Sexfilme schauen, desto schlechtere Menschen werden sie laut einer US-Studie. Aber so einfach ist das nicht.
Sag mir, seit wann du Pornos schaust und ich sage dir, wer du bist. Das soll eine neue Studie aus den USA beweisen: Je früher junge Männer anfangen, Pornos zu schauen, desto gewalttätiger sind sie später gegen Frauen. Die These ist nicht neu: Wer viel brutalen Sex sieht, will ihn auch nachmachen. Männer verlören dadurch den Respekt vor Frauen und wollten diese Brutalität im Bett und im Alltag selbst erleben, so die Studie der University of Nebraska.
Interessant ist ein zweites Ergebnis, das die ForscherInnen ziehen: Wer später anfangt, Pornos zu konsumieren, habe mehr und besseren Sex. „Eine Theorie ist, dass mehr Jahre Pornokonsum auch mehr Komplexe hervorrufen, was die eigene Performance angeht“, sagt die Autorin der Studie, Alyssa Bischmann. Die Spätzünder hingegen haben keine Angst, mit den harten Standards der Pornoindustrie mithalten zu müssen, sie machen einfach mal. Damit scheint die Lösung für bessere Menschen und vor allem Männer gefunden. Möglichst spät und möglichst wenig Pornos.
Also die Kids einfach vom Porno fernhalten? Viel Erfolg! Außerdem: So einfach ist es nicht. Denn Pornos übernehmen immer häufiger die Aufgabe der sexuellen Aufklärung. Kein Wunder. Bei dem Niveau des Sexualkundeunterrichts, bei dem 20 SchülerInnen eine Stunde betreten auf Stoff-Geschlechtsteile schauen und am Ende nur das grobe Prinzip von Spermium und Eizelle verstehen, brauchen sie zusätzliche Hilfe. Eine Aufgabe, die die Pornos vielleicht gar nicht wollten. Deswegen haben sie sie auch nicht gut erfüllt.
Was Jugendliche brauchen, sind gute Pornos, und zwar viele davon. Es gibt sogar Forderungen, dass pornografische Filme ohne frauenverachtende Inhalte und unrealistische Darstellungen von Sex in Schulen gezeigt werden sollten.
Solche Methoden brauchen wohl noch viel Zeit. Aber bis dahin Pornos zu verteufeln ist keine Lösung. Jugendliche müssen nur zu den richtigen Filmen finden, die gibt es ja bereits.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens